Colmar/Fessenheim
Atomaufsicht: Fessenheim-Reaktor soll länger stillgelegt bleiben
Der wegen Mängeln stillgelegte Block 2 des Atomkraftwerks Fessenheim soll nicht im Sommer wieder in Betrieb gehen. Der Atomaufsichtschef sagt: "Das Risiko können wir nicht akzeptieren."
Di, 21. Mär 2017, 18:22 Uhr
Elsass
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Seit Juni 2016 ist das Kernkraftwerk abgeschaltet. Grund sind Materialmängel in einem Dampferzeuger, der im Jahr 2011 eingebaut worden war. Das Gerät ist 20 Meter hoch, wiegt 300 Tonnen und ist ein Schlüsselstück bei der Stromproduktion im Kernkraftwerk. Er steht unter Druck, und er ist im Betrieb enormen Belastungen ausgesetzt.
Bislang sind nicht alle Zweifel ausgeräumt, ob der Dampferzeuger diese aushalten kann. Er ist Teil eines Skandals um fehlerhafte Reaktorteile, die in den vergangenen Jahrzehnten aus der Schmiede Le Creusot an Frankreichs Akw-Betreiber EdF geliefert wurden.
Das Ausmaß der Mängel kam ans Licht, nachdem Materialschäden an Bauteilen des neuen Reaktors EPR in Flamanville in der Normandie aufgefallen waren. Die Atomaufsicht prüfte Produktionsberichte weiterer Akw-Teile aus Le Creusot. Fazit: 25 der 58 Reaktoren im Land seien betroffen. Den Dampferzeuger in Fessenheim zählt die ASN zu den sicherheitsrelevanten Fällen. Bei seiner Herstellung war es unterlassen worden, den unteren Teil eines zylindrischen Werkstücks vorschriftsmäßig zu kappen. Unregelmäßige Kohlenstoffkonzentrationen gaben für die Atomaufsicht den Ausschlag: Sie entzog dem Betreiber das Prüfzertifikat. Nun, ein Dreivierteljahr später, müssen immer noch Daten ausgewertet werden.
Claude Ledergerber, ein elsässischer Atomkraftgegner, fragte bei der Sitzung in Colmar, ob man in Le Creusot aus wirtschaftlichen Gründen gegen Vorschriften verstoßen und bewusst die Sicherheit aufs Spiel gesetzt habe? "Das liegt nicht in unserem Ermessen", antwortete Atomaufsichtschef Bois, fuhr dann aber fort. "Bislang haben wir nicht nachgewiesen, dass der Dampferzeuger den Produktionsbedingungen standhält. Das Risiko eines Unfalls können wir nicht akzeptieren."
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