Zischup-Interview
"Am meisten Bedarf ist bei den Kleinen"
Was tun bei Schulangst oder anderen psychischen Problemen? Schulsozialarbeiter Michael Ohnemus gibt Antworten. .
Lena Franzke, Liberta Gashi,Diana Kury und Luisa Reichenbach, Klasse 8c, Geschwister-Scholl-Gymnasium (Waldkirch)
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Zischup: Kommen seit Corona mehr Schülerinnen und Schüler zu Ihnen?
Ohnemus: Ich habe schon das Gefühl, dass eine steigende Anzahl an Schülerinnen und Schülern zu mir kommt. Allerdings werden manche auch eher von Lehrkräften oder Eltern geschickt . Es gibt auf jeden Fall mehr Schulprobleme, wahrscheinlich wegen Corona.
Zischup: Was ist das häufigste Problem, das angesprochen wird?
Ohnemus: Viele Schülerinnen und Schüler kommen wegen Schulangst, das bedeutet, dass sie gar nicht mehr in die Schule wollen. Gründe dafür können Überforderungen sein oder auch andere Ängste, zum Beispiel Verlustängste, die die Familie betreffen oder Ähnliches – eigentlich ist alles möglich. Und weil sie während des Lockdowns über eine so lange Zeitspanne nicht in die Schule gekommen sind, hat sich viel in diese Richtung entwickelt.
Zischup: Welche Klassenstufe kommt im Durchschnitt am meisten zu Ihnen?
Ohnemus: Am meisten Bedarf ist bei den Kleinen, also bei den Kindern aus der fünften bis zur siebten Klasse. In den höheren Klassenstufen nimmt das etwas ab, es gibt aber auch da noch Schulängste.
Zischup: Gibt es einen Fall, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist oder der Sie extrem berührt hat?
Ohnemus: Ich erinnere mich gern an einen Schüler, den ich fast acht Jahre begleitet habe. Er hat sich von einem sozial schwierigen Kind zu einem super engagierten Menschen entwickelt. Allgemein sind Fälle schön, die sich positiv entwickeln.
Zischup: Was macht man bei echter Schulangst, also wenn die Kinder gar nicht mehr zur Schule gehen?
Ohnemus: Wenn es schon so weit ist, gibt es fast nur noch Chancen mit externen Hilfen wie zum Beispiel Psychologen oder Psychiatern. Und wenn es mit wöchentlichen, ambulanten Sitzungen nicht sehr effektiv ist, dann muss man einen anderen Weg finden, zum Beispiel mit einer Klinik oder auch Tagesklinik, wie es sie an der Uniklinik in Freiburg gibt. Dort ist es aber schwierig, einen Termin zu bekommen. Derzeit versuchen wir am GSG auch, den betroffenen Kindern zu helfen, so dass es dem Kind dann doch noch möglich ist, zur Schule zu gehen. Doch bei starken Ängsten braucht man professionelle Hilfe aus der Fachmedizin.
Zischup: Es gibt aber auch viele gestresste Schülerinnen und Schüler. Was haben Sie für Tipps gegen Schulstress oder Druck, damit es nicht zu Schulangst kommt?
Ohnemus: Für Schulstress oder hohen Druck gibt es verschiedene Gründe. Als Erstes schauen wir, woher der Stress kommt. Meistens kommt der Stress dadurch, dass sich Schülerinnen und Schüler mit anderen Kindern vergleichen. Wichtig ist also, dass man sich da selbst keinen Druck macht. Manchmal wird aber auch von der Schule Stress auf die Betroffenen ausgeübt, weil es ein Zeitfenster gibt, in dem etwas gelernt sein muss. Oder die Eltern haben vielleicht zu hohen Erwartungen an ihre Kinder. Außerdem sollte man schauen, ob die Ursache für den Stress eine schulische Überforderung ist und dann muss man in diesem Fall überlegen, ob die Schule die richtige für einen ist.
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