Schwabenkrieg
Als die Eidgenossen 1499 das Fricktal in Schutt und Asche legten
Mi, 03. Juli 2024, 12:03 Uhr
Rheinfelden / Schweiz
Eine Tagung im schweizerischen Rheinfelden widmete sich am vergangenen Samstag dem Schwabenkrieg im Jahr 1499. Ehrenamtliche Bodenforscher haben die Grundlage gelegt und erfahren Würdigung.
![Eine zeitgenössische Darstellung der S...ndernd und brandschatzend eingefallen. | Foto: zVg Eine zeitgenössische Darstellung der S...ndernd und brandschatzend eingefallen. | Foto: zVg](https://ais.badische-zeitung.de/piece/15/1d/d0/dd/354275549-w-640.jpg)
Der Rheinfelder Stadtammann Franco Mazzi sowie die Präsidentinnen Angela Dettling (HGA) und Miriam Hauser (FBVH) begrüßten die gut 50 Besucher, die der Einladung in den Saal des Hotels Schützen gefolgt waren. "Menschen machen Geschichte. Damals wie heute. Dass wir eine Grundlage für diese Arbeit haben, ist auch das Verdienst der Freiwilligen Bodenforscher", so Hauser.
Die Erkenntnisse, die im Zuge der archäologischen Auswertung durch die Kantonsarchäologie Aargau neue Einblicke in die damalige Lebenswelt gewähren würden, gingen auf 15 Ausgrabungen zurück. Treibende Kraft sei hier Werner Brogli gewesen, der 1981 die Freiwilligen Bodenforscher gründete, würdigte Hauser das Engagement dieser Gruppe.
Der Historiker Linus Hüsser zeigte das Geschehene auf – Gefechte, Schlachten und Raubzüge entlang einer Konfliktlinie, die sich von Graubünden bis zum heutigen Berner Jura erstreckte. Truppen seien plündernd und brandschatzend in die Grenzregionen des Schwäbischen Bundes eingefallen. Das Fricktal wurde schwer getroffen. "Dass so viele ähnlich datierende Brandschichten über mehrere Fricktaler Dörfer verteilt, gefunden worden sind, spricht für eine Verbindung mit dem Schwabenkrieg", habe Archäologin Andrea Winkler verraten.
Über das vergessene Elend des Krieges habe der Historiker Claudius Sieber-Lehmann referierte. Die unmittelbaren Auswirkungen durch Gewalt, Hunger und Seuchen habe die Historikerin Stefanie Fabian beleuchtet. Sie zog anhand von Schadenslisten und Biografien Parallelen aus dem Dreißigjährigen Krieg. Dieser "[...] brachte tradierte Ordnungen ins Wanken, rüttelte an sicher geglaubte Gewissheiten, erschütterte das Vertrauen in die Obrigkeit und vielleicht sogar in Gott", heißt es in der Mitteilung.
Eine szenische Führung mit Susanne Amann, die als Bäuerin über die Wirren im Fricktal klagte, nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise. Den Abschluss habe eine Podiumsdiskussion gebildet, die verdeutlichte, wie verheerend der Verlust von Recht, Ordnung und einer Zukunftsperspektive sich auf Gesellschaften – damals wie heute – auswirkt. "Der Sieg ist auch immer eine Niederlage", so Sieber-Lehmann.
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