Alles ist auf die Sekunde abgestimmt
Als Zuschauer im ZDF-Sportstudio gab's viele Einblicke und nur eine Enttäuschung.
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"Früher wurde nur geklatscht, wenn es einen Grund dafür gab", schwelgt Sportstudio-Ikone Harry Valérien, der zwischen 1963 und 1988 auf 283 Sendungen kam. Rudi Cerne, der schon mal als "Ich tue niemandem was Böses"-Moderator kritisiert wird, hat an diesem Abend die Zuschauer im Voraus in Sachen "klatschen" instruiert. Zu Beginn der Sendung nämlich sollen wir unbedingt weiter klatschen, auch wenn er so tun wird, als ob der Applaus reicht.
Der ehemalige Eiskunstläufer Cerne geht mit dem 81-jährigen Valérien schon mal die Fragen durch, die er später auch in der Live-Sendung stellen wird. Und derweil ermitteln zehn ausgeloste Zuschauer in einem Stechen den Zuschauerkandidaten, der beim Torwandschießen antreten darf. Ich bin zu jung. Die Teilnahme ist erst ab 18 erlaubt - wegen der möglichen hohen Gewinne: 50 000 Euro Aktienfonds.
Rudi Cerne kann sich dann schon "warm moderieren" und die knapp 300 Zuschauer im Studio 3 auf dem Mainzer Lerchenberg wachrütteln und anheizen. Endlich, zwanzig nach elf, hallo wach, geht's los. Vor fünf Kameras und von Dutzenden an den Decken hängenden Scheinwerfern beleuchtet, begrüßt Rudi Cerne die Zuschauer, vor allem die vor dem Fernseher daheim. Er stellt Themen und Gäste des Tages vor und schon läuft die erste "MAZ", die Magnetaufzeichnung von einem der nachmittäglichen Bundesligaspiele. In der Zwischenzeit ist im Studio ziemlich viel los: die Kameras, fünf Fernsehmonitore und der Moderator werden schon wieder woanders aufgestellt, Letzterer bekommt noch einen Hauch Puder ins Gesicht und schon ruft der Aufnahmeleiter: "Noch 30 Sekunden, Rudi!"
Währenddessen haben "unsichtbare" Mitarbeiter etliches zu tun, das man nur hier im Studio sieht: Wassergläser für die Interviewpartner bringen und Pappschilder mit Hinweisen hochhalten, damit Cerne alles im Griff hat. Das Interview läuft nicht nach des Moderators Geschmack. Der Leiter der Sendung zeigt ihm mit drei Fingern an, wie lange er noch "darf": noch genau drei Minuten. Alles ist auf die Sekunde abgestimmt. Und mit dem Drehbuch in der Hand ist der Aufnahmeleiter ständig im Studio unterwegs und gibt Anweisungen. Zum Schluss heißt es dann: "Drei unten, drei oben". Es geht ans Torwandschießen. Gegen den treffsicheren Mario Basler hat der Publikumskandidat keine Chance. Um halb zwölf geht die Kamera aus. Fast alle Zuschauer sind schon weg. Ich stehe noch bei Harry Valérien: Es gibt Autogramme und Fotos.
Fabian Vögtle
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