Zischup-Interview
"Alle mussten zu Hause bleiben"
Cao Li ist 73 Jahre alt und lebt in Taicang im Osten Chinas. Ihrer Enkelin hat sie erzählt, wie sie die harten Lockdowns und die Corona-Zeit empfunden hat.
Sophie Dobrosavljevic, Klasse 9a, Marie-Curie-Gymnasium (Kirchzarten)
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Zischup: Welche Auswirkungen hatte die Pandemie auf deinen Alltag?
Li: Anfangs war es noch möglich, das Leben normal weiterzuführen, da nur die Stadt Wu Han im Lockdown war. Manchmal musste man Masken tragen und es wurde eine bestimmte App erstellt, um die Bewohner besser vor Corona zu schützen, jedoch hatten diese Dinge keine großen Auswirkungen auf den Alltag. Erst nachdem der Lockdown auf das ganze Land ausgeweitet wurde, gab es auch für mich Einschränkungen.
Zischup: Um was für eine App handelte es sich dabei genau?
Li: In der App wird ein Code gescannt, der alle wichtigen Informationen über eine Person, auch ihre Position, beinhaltet. Man wurde in drei verschiedene Farben eingeteilt: Grün hieß, dass man kein Corona hat, nur dann konnte man überall hin. Wenn man einer Person mit Corona begegnet war oder an dem Tag am gleichen Ort war, wurde man als gelb eingestuft, man konnte sich also nicht mehr frei fortbewegen. Zuletzt gab es rot für Corona-Erkrankte, sie mussten in Quarantäne.
Zischup: Wie war die Situation während des Lockdowns?
Li: Nachdem sich Corona weiterverbreitet hatte, wurden viele Städte in den Lockdown geschickt, je nach Anzahl von Erkrankungen wurde man strenger bewacht. Alle Menschen mussten zu Hause bleiben, es war nicht einmal möglich, einkaufen zu gehen. Die meisten Mensch haben versucht, im Internet einzukaufen, jedoch gab es einen Mangel an Arbeitenden in vielen Bereichen, um so viele Familien zu versorgen. Etwas später wurde es dann so geregelt, dass das Essen je nach Anzahl der Bewohner an die Häuser vergeben wurde. Viele haben aber versucht, das Problem der Nahrung selbst zu lösen. Wer Kontakte hatte, konnte sich zum Beispiel das Essen senden lassen. Nachbarn haben sich auch untereinander geholfen.
Zischup: Warst du betroffen von Krankheitsfällen? Wenn ja, was wurde dann unternommen?
Li: Ich wurde nicht von Corona infiziert, jedoch führten auch andere Krankheiten zu Problemen. Während des Lockdowns erkrankte mein Ehemann an einer Lungenentzündung. Da ich nicht Autofahren kann, musste er sich selbst – mit Fieber – zum Krankenhaus fahren. Zufälligerweise war ein Patient in diesem Krankenhaus an Corona erkrankt, weshalb mein Mann trotz seiner Krankheit für eine Woche in Quarantäne geschickt wurde. Nachdem er wieder herausgelassen wurde, ging es ihm sogar schlechter als zuvor. Uns wurde letztendlich ermöglicht, ihn wieder in ein Krankenhaus zu bringen. Bei schlimmeren Erkrankungen, bei denen ein Notarzt gefragt ist, wie Herzinfarkt, wäre es jedoch eine ernstere Sache gewesen. Da alle auf Corona fixiert waren, mussten auch manche Krankenhäuser temporär in Quarantäne, wenn es Vorfälle von Corona gab. Die ärztlichen Fachkräfte waren auch in geringerer Anzahl verfügbar. Es gab kaum genug Zeit, den Patienten zu helfen. Alles war im Chaos, die Regierung hat zwar versucht, die Pandemie unter Kontrolle zu kriegen, jedoch waren sie nicht vorbereitet genug, um ganze Städte in den Lockdown zu schicken. Wobei ich auch erwähnen muss, dass der ganze Aufwand, um die Null-Covid-Strategie zu erreichen, unnötig gewesen war.
Zischup: Was hältst du von der plötzlichen Auflösung des Lockdowns?
Li: Meiner Meinung nach hat die Regierung das nur getan, damit die Wirtschaft nicht komplett außer Kontrolle gerät. Viele haben während des Lockdowns ihre Berufe verloren. Das lag auch daran, dass manche Firmen für eine so lange Zeit einfach gestoppt worden sind. Auch war die Infektionsrate nach dem Auflösen dieser Regelung höher als je zuvor. Also hat der Lockdown seinen angeblichen Zweck keinesfalls erfüllt.
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