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"Alle leben wohl oder übel in Oppenheimers Welt"

Favorit "Oppenheimer" holt die meisten Oscars, Emma Stone schnappt Sandra Hüller den Preis als beste Hauptdarstellerin weg. Für Gesprächsstoff sorgen ein Hund, ein Nackter und die Weltpolitik. .  

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Emma Stone bei ihrer Dankesrede  | Foto: Chris Pizzello (dpa)
Emma Stone bei ihrer Dankesrede Foto: Chris Pizzello (dpa)
Die Oscar-Gala ist wohl die einzige Veranstaltung, bei der in einem Moment an Kriege erinnert wird, im nächsten Augenblick ein nackter Wrestler den Preis fürs beste Kostümdesign präsentiert und ein Border Collie mit Fliege im Publikum sitzt. Die wichtigste Filmpreisverleihung der Welt ging mit einigen erinnerungswürdigen Momenten über die Bühne, jedoch ohne den erhofften Triumph deutscher Filmschaffender.

Sandra Hüller, die zur Verleihung in Los Angeles in der Nacht zum Montag im schwarzen Kleid mit großem Revers und elegantem Pferdeschwanz erschien, avancierte zuletzt in Hollywood zum gefragten Star. Im Saal wurde sie – vor einem Millionenpublikum an den Bildschirmen weltweit – laut bejubelt: Ein bisschen Hüllerwood in Hollywood.

Die beiden nominierten Filme mit der 45-Jährigen holten Preise: Das Justizdrama "Anatomie eines Falls" (BZ vom 2.11.23) wurde fürs beste Drehbuch ausgezeichnet. Im Film spielt Messi den Hund von Hüllers Filmsohn. Messi saß mit Fliege zurechtgemacht im Publikum.

Der beklemmende Auschwitz-Film "The Zone of Interest" (BZ vom 28.2.) mit Hüller und Christian Friedel in den Hauptrollen erhielt die Auszeichnungen für den besten Sound und als bester internationaler Film. Filmemacher Wim Wenders, der diesmal für Japan im Rennen war, verpasste auch bei seiner vierten Nominierung den Preis. Auch der deutsche Beitrag "Das Lehrerzimmer" (BZ vom 4.5.23) von Ilker Çatak musste sich dem britischen "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer geschlagen geben, der deutschsprachig ist, weil er den Alltag der Nazi-Familie Höß Mauer an Mauer mit dem KZ zeigt.

Mit sieben Preisen hieß der große Gewinner des Abends: "Oppenheimer" (BZ vom 18.7.23) . Der biografische Historienfilm gewann die zwei wichtigsten Oscars – für den besten Film und die beste Regie von Christopher Nolan. Den Hingucker-Auftritt des Abends lieferte Schauspieler und Wrestler John Cena. Um den Preis für das beste Kostümdesign zu vergeben, kam er nackt auf die Bühne. "Kostüme sind sehr wichtig", sagte der 46-Jährige trocken, als er sich den großen Umschlag vor den Schritt hielt und sonst nur Birkenstocks trug. Moderator Jimmy Kimmel warf ihm später einen Umhang über.

Mit zahlreichen Scherzen etwa über die pinke Glitzerhose von Ryan Gosling führte Kimmel durch die kurzweilige Gala. Er reagierte auch auf Online-Beschimpfungen von Donald Trump. "Blablabla – make America great again – Sehen wir mal, ob Sie erraten können, welcher frühere Präsident das eben bei Truth Social gepostet hat?"

Politik war immer wieder Thema. Regisseur Glazer ging in seiner Dankesrede auf die Lage in Gaza ein. Auf dem roten Teppich trugen einige Leute – darunter Sängerin Billie Eilish, die für ihren Song aus dem "Barbie"-Film ihren zweiten Oscar gewann – Anstecker mit einem Symbol, das für Waffenstillstand steht. Das Werk "20 Tage in Mariupol" (BZ vom 10.2.) , das den Oscar als bester Dokumentarfilm gewann, erinnerte an den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Regisseur Mstyslaw Tschernow sagte in seiner bewegenden Dankesrede, wie gerne er auf diesen ersten Oscar für sein Land verzichtet hätte – angesichts des Leids, das der Krieg über die Ukraine bringe.

Gefeiert wurde Ryan Goslings Performance des "Barbie"-Songs "I’m Just Ken". Begleitet wurde er bei der Powerrock-Ballade nicht nur von Dutzenden tanzenden Männern mit Cowboyhüten, sondern auch von Guns N’ Roses-Gitarrist Slash. Das Publikum feierte den Auftritt begeistert. Emma Stone vermutete später mit heiserer Stimme, ihr sei dabei das Kleid geplatzt. Die 35-Jährige nahm für ihre Rolle in "Poor Things" (BZ vom 18.1.) ihren zweiten Oscar entgegen.

Dass Cillian Murphy für seine Rolle als Physiker Oppenheimer den Preis als bester Hauptdarsteller gewann, war erwartet worden. Auf der Bühne sagte er: "Wir haben einen Film über den Mann gedreht, der die Atombombe erfunden hat, und wir alle leben wohl oder übel in Oppenheimers Welt. Deshalb möchte ich diesen Film den Friedensstiftern auf der ganzen Welt widmen." Nolan hat es geschafft, Blockbuster und Anspruchsvolles zusammenzuführen. Seine vielen Preise sind auch als Dank dafür zu verstehen, dass es dem 53-Jährigen gelang, gemeinsam mit Greta Gerwig und "Barbie" die vom Hollywood-Streik ermüdete Kino-Landschaft wiederzubeleben. Mit einem dreistündigen Film über Quantenphysik.

Die wichtigsten Gewinner bei den Oscars

  • Bester Film: "Oppenheimer"
  • Bester internationaler Film: "The Zone of Interest" (Großbritannien)
  • Beste Regie: Christopher Nolan für "Oppenheimer"
  • Beste Hauptdarstellerin:
    Emma Stone in "Poor Things"
  • Bester Hauptdarsteller:
    Cillian Murphy in "Oppenheimer"
  • Beste Nebendarstellerin: Da’Vine Joy Randolph in "The Holdovers"
  • Bester Nebendarsteller: Robert Downey Jr. in "Oppenheimer"
  • Beste Kamera: Hoyte van
    Hoytema für "Oppenheimer"
  • Bester Schnitt: Jennifer Lame für "Oppenheimer"
  • Bestes Originaldrehbuch: Justine Triet für "Anatomie eines Falls"
  • Beste Musik: Ludwig Göransson für "Oppenheimer"
  • Bester Song: Billie Eilish und
    Finneas O’Connell für "What Was I Made For" aus "Barbie"
  • Bester Animationsfilm:
    "Der Junge und der Reiher"

Ressort: Kino

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 12. März 2024: PDF-Version herunterladen

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