Ausbildung
Ahmet Kalem aus der Ortenau: „Ich wusste, ich muss lernen“
Wie Ahmet Kalem aus der Ortenau mit Unterstützung der Arbeitsagentur eine Ausbildung nachholte.
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Bald kamen nacheinander zwei Söhne zur Familie, die ernährt werden mussten. Ahmet Kalem hatte in der Türkei Betriebswirtschaft studiert, das nützte ihm in Deutschland wenig und sein Deutsch war schlecht. Für eine Tätigkeit als Bäckereihelfer hat es gereicht. Und es hätte vielleicht bis heute gereicht. "Aber ich wusste, ich muss lernen." Als Kalem merkte, dass er ohne Ausbildung keine Ansprüche auf höheren Lohn anmelden konnte, egal, wie viel er arbeitete, wechselte er in das Metier, das er von zu Hause kannte. Im elterlichen Betrieb hatte er zeitweise als Fliesenlegerhelfer gearbeitet und im Offenburger Familienbetrieb Sachs sah man, dass sich Kalem geschickt anstellte. Fliesenlegermeister Frank Sachs (40) willigte ein, als der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Offenburg anregte, dass Kalem eine zweijährige Ausbildung zum Gesellen machen könnte. Die Lohnfortzahlung als Helfer während der Ausbildung bezuschusste die Agentur zur Hälfte.
Leicht war die Ausbildungszeit nicht. "Ich musste nach Donaueschingen pendeln. Dort war es so kalt, viel kälter als in der Ortenau", seufzt Kalem. Die überbetriebliche Ausbildung und die Berufsschule finden auf der Baar statt. Kalem wollte der Familie wegen nicht in das Internat, also begann der Tag um halb fünf und nach der Rückkehr nach Offenburg drängte ihn die Frau abends noch zum Pauken. Es hat geholfen, die Prüfung hat ihr Mann mit Bravour bestanden. Er ist jetzt unbefristet angestellt, als einer von 24 Mitarbeitern des Handwerksbetriebes Sachs.
"Herr Kalem ist ein Musterbeispiel, wie man es machen sollte", sagt Horst Sahrbacher, Chef der Arbeitsagentur in Offenburg. "Das Risiko, arbeitslos zu werden, steigt ohne Ausbildung." Gerade auch mit Blick auf die stärkere Digitalisierung der Produktion nehmen die Anforderungen zu.
Die Agentur für Arbeit in Offenburg habe 2014 rund 140 Menschen – Arbeitslose, aber auch Beschäftigte – mit einem speziellen Programm zum Berufsabschluss geführt. "Wir könnten ohne Weiteres das Doppelte leisten", sagt Sahrbacher, aber die Nachfrage sei zu gering. Zu viele glaubten noch, sie fänden immer irgendeine Arbeit, vielen schon etwas Älteren sei die Ausbildung zu beschwerlich.
Im Rahmen der "Fachkräftewoche" vom 26. Oktober bis zum 1. November wollen die Arbeitsagenturen bundesweit für mehr berufliche Fortbildung und Qualifikation werben.