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Abheben mit Knopf im Ohr

Mit einer neuen Technik gelangen gehörlose Kinder ganz einfach in die Welt der Töne.  

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Bäng!" macht es, als das rote Plastikauto von Fabrice (11) gegen das gelbe von Philipp (7) knallt. Und schon springen sie von den Autos und Philipp ruft Fabrice zu: "Komm, wir machen was!" Bei dem Tempo, in dem die beiden davonrasen, sieht man den Knopf in ihrem Ohr kaum. Bemerken kann den eh nur, wer ganz genau hinschaut: "Cochlear Implantat" heißt er.

Der Name klingt ein bisschen wie ein Raumschiff, und wirklich hebt man damit ab in eine andere Welt. Die der Geräusche. Für die meisten Kinder ist es ganz normal, Bängs zu hören, Reden, Singen, oder Handy-Piepsen. Aber Fabrice und Philipp sind taub geboren worden. Ohne das Cochlear Implantat würden sie zwar den Aufprall der beiden Autos spüren, dass es dabei "Bäng!" macht, könnten sie aber nicht hören.

Das Cochlear Implantant ist nicht nur ein Knopf im Ohr: Der unsichtbare Teil wird bei einer Operation in und über das Ohr eingesetzt. Und damit es funktioniert, muss man auch noch einen Prozessor mit sich herumtragen, der aussieht wie ein Taschenrechner und elektrische Signale gesendet bekommt. Die werden zum Ohr zurück geschickt. So hört man zwar leiser als Leute, die nicht taub sind, aber viel besser als mit einem Hörgerät.

Juliana und Kevin (beide 5) sind operiert worden, als sie zweieinhalb Jahre alt waren. Sie haben sich im Krankenhaus kennen gelernt und sind seitdem Freunde. Wenn Kevin von anderen Kindern gefragt wird, was er denn da im Ohr hat, sagt er: "Ich hab das, damit ich gut höre." Das "C.I." zieht man morgens an und vor dem Schlafengehen wieder aus: beim Träumen braucht man Geräusche nämlich nicht.

Schwimmen mit ohne

Fabrice erzählt, dass ein Freund ihn gefragt hat, was er beim Schwimmen macht. Und er hat gesagt: "Das C.I. ausziehen." Fertig. Das Kabel kann auch mal kaputt gehen, erzählt Philipp. Und alle paar Monate muss man zur Untersuchung, so wie heute. Die macht eine Ärztin aus dem "Implant Centrum Freiburg". Dort treffen sich Kinder mit C.I., ihre Eltern und Leute, die sie beraten, in bunten Zimmern. Aber an normalen Tagen begegnen die Kinder mit C.I. in der Schule oder im Kindergarten nur Kindern, die von Geburt an hören können. "Früher im Kindergarten", erzählt Claudio (10), "haben die anderen ganz schön gestaunt und gesagt: So was hab ich noch nie gesehen." Nach einer Weile finden die das nicht mehr komisch. Aber auch selber muss man sich erstmal dran gewöhnen, was zu hören.

"Das war ein ganz neues Gefühl", sagt Claudio - "ein tolles Gefühl!" Nach der Operation hat er als erstes Vögel zwitschern gehört. Matthias Rüter vom Implant Centrum sagt, dass es ungefähr 70 solche Operationen im Jahr gibt: Und dass danach nicht alles von selber geht, denn "wenn man anfängt, plötzlich zu hören, muss man erst mal lernen, was man da hört. Wie bei einer fremden Sprache, in der man am Anfang nichts kapiert".

Wer hören kann, kann nicht automatisch auch verstehen und auch nicht gleich drauflossprechen. Claudio, der in die 4. Klasse geht, hat das auch üben müssen. Inzwischen lernt er sogar Französisch; und weil er ein aufmerksamer Zuhörer ist, rufen die anderen Kinder ihn an, wenn sie die Hausaufgaben nicht mitgekriegt haben. "Und wenn es zu laut ist in der Klasse?" fragt Herr Rüter. Claudio grinst und sagt: "Wenn ich keinen Bock hab, schalt ich das C.I. einfach ab." Aber das, meint er, kommt eigentlich fast nie vor.

Birgit Hofmann

Ressort: Zisch

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