Museum
Vitra Design Museum beleuchtet das Verhältnis von Mensch und Maschine
Die neue Ausstellung im Weiler Museum beleuchtet die Robotik unter vielen Aspekten. Rund 200 Objekte hat das Kuratorenteam in eine Dramaturgie gebracht.
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Hier setzt "Hello Robot" an, die neue Ausstellung im Weiler Vitra Design Museum. Die in Kooperation mit dem österreichischen Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst (MAK) und dem Design Museum Gent konzipierte und von der Kulturstiftung des Bundes sowie ABB unterstützte Schau beleuchtet die Robotik unter vielen Aspekten. Rund 200 Objekte hat das Kuratorenteam um Amelie Klein in eine Dramaturgie gebracht, die einen Bogen spannt von einschlägigen Roboterfantasien bis zur zeitgenössischen Verschmelzung von Mensch und Maschine.
Der Einstieg illustriert das von der Populärkultur bestimmte Bild des Roboters im frühen 20. Jahrhundert und dessen Fantasien, den Alltag mittels humanoider Maschinenwesen zu verbessern. Es ist ein klassisch museal angelegter Blick auf Roboter als fremde Spezies. Da sind Spielzeugroboter zu sehen, aber auch R2-D2, der putzige Astromechdroide aus dem Star Wars-Filmen von Georg Lucas oder Heinz Schulz-Neudamms Plakat zu Fritz Langs Filmklassiker "Metropolis", eines der teuersten Filmplakate, die es gibt. "Sind Roboter unsere Freunde oder unsere Feinde?" So lautet an der Stelle eine der scheinbar naiven Fragen, die sich als reflexives Rückgrat durch die Ausstellung ziehen und die auf elektrischen Spruchbändern aufpoppen. Das zweite, an einer Produktionsstraßenästhetik orientierte Kapitel beleuchtet den Zusammenhang zwischen Arbeit und Maschine. Es knüpft an Industrieroboter an, die menschliche Arbeit übernehmen und bezieht durchaus Position. Der Ersatz stupider Fließbandarbeit – wie sie etwa Edward Burtynsky Fotos aus den Montagehallen der Cankun Factory in China zeigen – durch Roboter jedenfalls muss keineswegs nur als Verlustgeschichte erzählt werden. Im Gegenteil: Es kann auch eine Befreiungsgeschichte sein, die Entlastung vom Joch tumber Handgriffe, wie sie Shawn Maximo in der Vision "Going Green" entwirft.
Die dritte Station thematisiert emotionale Dimensionen, beleuchtet die wachsende Nähe und Interaktion zwischen Mensch und smarten Maschinen – vom Pflegeroboter bis zum Cybersex. Unter vielem anderem ist hier auch Aibo zu sehen, Hajime Sorayams für Sony entworfener Haustierroboter, der jeden familiären Streit um die regelmäßige Leerung des Katzenklos erübrigt und für den es in Japan inzwischen sogar Shinto-Begräbnis-Rituale gibt. "Hätten Sie es gerne, dass ein Roboter sich um Sie kümmert?", die Frage, die hier auf einem der Spruchbänder aufleuchtet, ließe sich im Fall Aibo also glatt umkehren, und auch der Tamagotchi-Kult, der vor Jahren um den Globus schwappte, belegt, dass eine Affinität Mensch-Maschine entstehen kann.
Der vierte Teil fügt diesem Kaleidoskop eine weitere brandaktuelle Facette zu: Er untersucht die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Robotik – vom Haus als Wohnroboter, das auf Le Corbusier zurückgeht, und dem Leben in Gebäuden, die multifunktional genutzt werden und mit dem Eco-Pods-Konzept in die Energieversorgung eingebunden sind, bis zur Implementierung robotischer Systeme und intelligenter Sensoren in den Körper. So lotet "Hello Robot" das Verhältnis von Mensch und Maschine bis in die Gegenwart aus. Dabei erliegt die Ausstellung weder tech- nikaffinem Fortschrittsoptimismus noch intellektuellem Kulturpessimismus; sie vermisst das Thema im Stil der Vermittlerrolle, die Design auszeichnet, und erweitert das Museum vom Ort des Betrachtens zu einem der Reflexion.
Diese oszilliert zwischen Besorgnis und Zuversicht. "Das Internet der Dinge erlaubt kein Entweder-Oder", weiß Kuratorin Amelie Klein. Nur die Gewissheit, dass sich die Entwicklung nicht aufhalten lassen wird – weil "Convenience eine Weltmacht ist", wie der Internetexperte Sascha Lobo im Katalog feststellt, und robotische Systeme neue Dimensionen erschließen. Das zeigt nicht zuletzt der beim Vitra Haus aufgebaute Pavillon. "Elytra Filament Pavilion" nennt sich das an einen überdimensionierten Insektenpanzer erinnernde Gebilde. Tatsächlich ist das von einem Team des Instituts for Computional Design der Uni Stuttgart um Achim Menges realisierte Bauwerk inspiriert von den Deckflügeln flugfähiger Käfer, sogenannter Elytren; die Konstruktion basiert auf Algorithmen und wurde mit einem Industrieroboter produziert, der Karbon- und Glasfasern verwoben und einen einmalig leichten, transparenten Bau geschaffen hat. Ein weiterer Beleg des Potenzials der Robotik und Ausdruck einer neuen Ästhetik.
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