BZ-Interview

Warum ist die Jungswelt blau – und die Mädchenwelt rosa?

Pink für Mädchen, Blau für Jungs – die Farben von Spielzeug und Klamotten für Kinder zeigen meist, für welches Geschlecht sie gedacht sind. Und was, wenn ein Junge ein Glitzer-Shirt tragen will?  

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Warum ist die Jungswelt blau – und die Mädchenwelt rosa? Foto: -
Unter anderem darüber hat Sonja Zellmann mit Almut Schnerring gesprochen. Die Journalistin ist Autorin des Buchs "Die Rosa-Hellblau-Falle" und beschäftigt sich schon lange mit dem Thema.



BZ: Wie kommt es, dass Rosa eine Mädchen- und Blau eine Jungsfarbe ist?

Schnerring: Das ist eigentlich relativ neu. Interessanterweise war es lange genau andersherum. Im Mittelalter war es sehr teuer, rote Farbe herzustellen, daher konnten sich nur reiche Leute Rot leisten. Es wurde zur Farbe von Königen und Päpsten und ein Symbol für Macht. Blau dagegen galt als Farbe Marias, der Mutter von Jesus. Sie wurde meist in blauen Gewändern dargestellt. Erst um 1900 gab es langsam einen Wechsel. Jungen trugen blaue Marineanzüge – Blau wurde männlich. Das kleine, helle Blau war für kleine Jungs, für Mädchen kam Rosa auf. Lange Zeit spielten die beiden Farben keine so große Rolle wie heute.

BZ: Wieso interessieren Sie sich für dieses Thema?

Schnerring: Unsere drei Kinder sind zwischen 2002 und 2006 geboren. In den Jahren, in denen sie in den Kindergarten gingen, haben sich die Farben für Kinder stark verändert – von Bunt für alle zu Pink und Lila für Mädchen und Blau und Schwarz für Jungs. Das fand ich seltsam. Ich fing an zu recherchieren und erfuhr, dass ab 2006 viele Firmen anfingen, Geld in die Forschung zu stecken, um herauszufinden, ob – und wie – sie mehr verkaufen können, wenn sie für Jungen und Mädchen unterschiedliche Produkte herstellen.

BZ: Und es funktioniert?

Schnerring: Ja, denn wenn zum Beispiel ein Bruder und eine Schwester nicht mit denselben Sachen spielen wollen, weil die einen scheinbar nur für Jungs, die anderen nur für Mädchen sind, bekommen sie in der Regel insgesamt mehr Spielzeug.

BZ: Und das finden Sie nicht gut?

Schnerring: Dass Firmen Geld verdienen wollen, ist ja normal. Was mich stört, ist, dass nicht alle Farben für alle da sind, und dass Kinder damit gar nicht mehr selbst entscheiden können, womit sie gerne spielen. In der pinken Mädchenwelt geht es fast immer um Schönheit, Haushalt und kleine Tiere, in der blauen Jungswelt um Helden, Action und Abenteuer. Wer lieber etwas aus der anderen Welt haben möchte, braucht Mut, das zu sagen. Zum Beispiel ein Junge, wenn er Rosa mag. Das ist doch nicht fair. Alle sollten von allem haben, alles ausprobieren dürfen. Warum macht man es Kindern mit dieser Farbzuordnung so schwer?

BZ: Gibt es die Rosa-Hellblau-Einteilung auch für Erwachsene?

Schnerring: Ja, aber da finde ich es nicht ganz so schlimm, weil Erwachsene selbst dafür verantwortlich sind, wofür sie ihr Geld ausgeben. Es gibt zum Beispiel Deosteine für die Toilette in Hellblau und Rosa – für, wie es auf der Packung heißt: Sprengmeister und WC-Püppchen! Sehr schräg, oder? Ich habe aber Hoffnung, dass dieser Trend wieder zurückgeht. Es gibt inzwischen viele Leute, die wie ich versuchen, im Internet, mit Artikeln und in Vorträgen gegen diese Aufteilung von Produkten für Mädchen oder Jungs vorzugehen.

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