So viele OB-Kandidaten in Freiburg wie seit 36 Jahren nicht mehr
Für die Wahl am 22. April gilt der grüne Amtsinhaber Dieter Salomon als klarer Favorit / Die CDU findet keinen Bewerber, die SPD unterstützt einen Parteilosen.
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Seit Montagabend steht fest, dass doppelt so viele Bewerber zur OB-Wahl am 22. April antreten werden wie vor acht Jahren. Im Jahr 2002, als der Freiburger Landtagsabgeordnete Dieter Salomon überraschend im zweiten Durchgang die Lörracher Oberbürgermeisterin Gudrun Heute-Bluhm (CDU) hinter sich ließ, waren es vier.
Chancenlose und illustre Bewerber sind bei Bürgermeisterwahlen inzwischen üblich, aber in Freiburg gab es das zuletzt vor 36 Jahren, als 14 Personen auf dem Stimmzettel standen. Diesmal wirft Manfred Kröber, Mitglied der Grünen, seinen Hut in den Ring. Der 38-jährige Philosophie- und Mathematiklehrer ist ohne Anstellung, posiert mit grüner Fliege und setzt seinen Schwerpunkt auf ökologische Themen. Der Freiburger Anton Behringer hat zwei kleine IT-Firmen und kritisiert "finanzpolitische Inkompetenz". Der 50-jährige Volkswirt will auch die Erhöhung der Gewerbesteuer rückgängig machen.
Ebenfalls ein Freiburger ist Stephan Wermter, der Wohnmobile verkauft. Der 57-Jährige hat mit ausländerfeindlichen Posts auf Facebook für Aufsehen gesorgt. Immer wieder irritiert er mit widersprüchlichen Aussagen. So behauptete er, unter Polizeischutz zu stehen, was die zuständigen Behörden dementierten. Bislang macht er Wahlkampf vor allem im Internet und auf Anzeigenseiten in der BZ – trotz Zusage erschien er nicht zur Podiumsdiskussion des Gesamtelternbeirats.
Ein Bündnis linker Gruppierungen hat die Stadträtin Monika Stein (Grüne Alternative) nominiert, um ihre Themen zu platzieren. Die 48-jährige Hauptschullehrerin, auch sie eine Freiburgerin, will auf soziale Benachteiligung aufmerksam machen. Den intensivsten Wahlkampf führt Martin Horn, 33, Sozialarbeiter aus dem Rathaus Sindelfingen. Die SPD präsentierte den parteilosen Kandidaten zu Jahresbeginn, der seither versucht, sich in den Stadtteilen und mit Videos im Internet bekannt zu machen. Und er postuliert, die Freiburger fänden 24 Jahre Dieter Salomon zu lange.
Der Amtsinhaber indes verweist auf seine Bilanz mit Spitzenwerten bei neuen Jobs, rasantem Ausbau der Kinderbetreuung, neuen Stadtbahntrassen. Tauchen in Podiumsdiskussionen konkrete Probleme auf, wie etwa stinkende Schultoiletten, dann räumt der 57-Jährige sie tags darauf ab. Auch die Freiburger CDU hat eine Wechselstimmung nicht ausmachen können, weshalb sie zum zweiten Mal in Folge keinen eigenen Kandidaten bringt.
Aufregung gab’s bislang nur, als ein gefälschter Flyer auftauchte, der Martin Horn verunglimpfte. Und als sich Salomon weigerte, die Thesen für den Kandidat-O-Mat zu beantworten. Das Online-Tool der Landeszentrale für politische Bildung ermöglicht es dem User, Positionen von Kandidaten mit den eigenen zu vergleichen. Die "Reduzierung komplexer Politik auf wenige Klicks" wollte der Rathauschef nicht mitmachen. Der Kandidat-O-Mat ging nicht an den Start, was wiederum die Konkurrenz erboste. Martin Horn initiierte einen gemeinsamen Protestbrief mit Behringer, Wermter und Stein – Letztere zog ihre Unterschrift jedoch zurück, weil sie nicht mit dem "rechtspopulistischen Kandidaten Wermter" genannt werden wollte.
Mangels Konfliktthemen muss Salomon also eine niedrige Wahlbeteiligung fürchten – mehr als die Angriffe seiner Gegner.
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