Schäferei

Der Wolf könnte mehr Schäfer zur Aufgabe zwingen

Der Beruf des Schäfers ist im Südwesten gefährdet. Nun sollen neue Sicherheitszäune und speziell ausgebildete Hunde den Schafhaltern im Land das Weitermachen ermöglichen.  

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In Baden-Württemberg gibt es 140 hauptamtliche Schäfer mit knapp 100000 Tieren.  | Foto: dpa
In Baden-Württemberg gibt es 140 hauptamtliche Schäfer mit knapp 100000 Tieren. Foto: dpa
Die Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes, Annette Wohlfarth, rechnet mit einem weiteren drastischen Rückgang der Schäferei. Der ohnehin vorhandene Trend werde verstärkt dadurch, dass der Wolf im Südwesten wieder heimisch wird. "Mindestens 30 Prozent der Schäfer werden dann aufgeben müssen", sagte Wohlfahrth. Im Mai wurde erstmals seit 150 ein lebender Wolf gesichtet, zuvor waren bereits zwei tote Wölfe gefunden worden.

Die Ansiedelung der Wölfe im Südwesten ist nur noch eine Frage der Zeit

"Ich glaube, dass wir in zehn Jahre ein oder zwei etablierte Wolfsrudel haben könnten", sagt Johannes Enssle, Vorsitzender des Naturschutzbundes Nabu in Baden-Württemberg. "Die Verbreitung in Deutschland ist ziemlich rasant." Außerdem: Bundesweit gibt es geschätzt bereits rund 500 Wölfe. Da sie riesige Distanzen zurücklegen, ist ihre Ansiedelung im Südwesten nur noch eine Frage der Zeit, sagen Experten. Auch Wohlfarth geht davon aus, dass der Wolf kommt – und bleibt: "Wir müssen uns darauf einstellen, es bleibt uns ja nichts anderes übrig."

In Zusammenarbeit mit dem Nabu und dem Umweltministerium prüft der Landesschafzuchtverband in einem zweijährigen Pilotprojekt, das vom Land mit rund 200 000 Euro gefördert wird, derzeit sogenannte "Herdenschutzhunde und Zäune", erklärt die Wohlfahrt. Getestet wird seit 2015 in acht Betrieben.



Solche wolfssichere Elektrozäune seien zum Schutz der Herden vor dem Raubtier nicht hinreichend, ist Wohlfarth skeptisch. Sie forderte, dass der Wolf ins Jagdgesetz aufgenommen wird. "Am besten wäre es, der Wolf würde bejagt. Der hat ja völlige Narrenfreiheit", sagte sie. "Und am allerbesten wäre es, der Wolf kommt gar nicht." Sie verweist auf die Erfahrungen in anderen Bundesländern. "Die Herden sind dort geschützt und trotzdem gibt es drastische und tragische Übergriffe." Sie bezweifelt, dass die Schafe tatsächlich wirksam geschützt werden können. "Wenn der Wolf will, kommt er überall hin."

Im Südwesten gibt es derzeit noch rund 140 hauptamtliche Schäfer

Zugleich sprach Wohlfarth sich für eine Verlängerung des auf zwei Jahre angelegten Projektes aus. "Eine Verlängerung wäre dringend geboten, weil wir mehr als einen Jahreszeitenwechsel brauchen, um die Zäune richtig zu testen", sagte sie. Es sei aber schwierig, das Geld aufzutreiben. Das Projekt läuft noch bis Herbst 2017. "Sollte sich dann zeigen, dass es noch ungeklärte Fragen geben sollten, würden wir uns der Diskussion über eine mögliche Verlängerung des Projektes sicherlich nicht verschließen", sagte dazu ein Sprecher des Umweltministeriums.

Im Südwesten gibt es derzeit noch rund 140 hauptamtliche Schäfer mit knapp 100 000 Tieren. Nachwuchs für diesen Beruf ist ohnehin Mangelware; viele der jetzigen Schäfer sind schon nahe der Rente. Allein in den vergangenen zehn Jahren gaben nach Wohlfarths Angaben rund 30 Prozent der Schäfer auf.

Der Naturschutzexperte der Grünen-Landtagsfraktion, Markus Rösler, unterstrich die Bedeutung der Schäferei. Sie sei wichtig für Naturschutz, Tourismus und regionale Wertschöpfung. Man müsse tatsächlich davon ausgehen, dass Wölfe auftauchen und sich auch von alleine ansiedeln werden. "Von völliger Narrenfreiheit des Wolfes kann aber kein Rede sein", teilte Rösler mit. Es bestehe die Möglichkeit, in begründeten Fällen Wölfe abzuschießen. "Die Forderung nach einer Aufnahme des Wolfes ins Jagdgesetz halten wir für unbegründet."

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