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Auch Mann kann Feminist sein

Viele Männer fühlen sich vom Kampf für die Gleichberechtigung bedroht, doch er kann auch sie weiterbringen.  

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Zwei Frauen demonstrieren auf den Straßen Warschaus für ihre Rechte.   | Foto: dpa
Zwei Frauen demonstrieren auf den Straßen Warschaus für ihre Rechte. Foto: dpa

Feminismus ist nicht nur was für Frauen, findet Jamira Grotehen, Schülerin der Klasse 9a des Georg-Büchner-Gymnasiums Rheinfelden. Auch Männer sollten sich emanzipieren. Warum, erklärt sie in ihrem Zischup-Beitrag.

"Es sind ja nicht meine Probleme", eine ähnliche Antwort würde man sehr wahrscheinlich von vielen toleranten und aufgeschlossenen Männern bekommen, wenn man sie nach Gleichberechtigung und Emanzipation befragt. Das erste Bild in deren Kopf wird wahrscheinlich eine radikale Extremistin der Bewegung sein, die Männern mit viel Hass gegenübertritt und ihren Feminismus verbreitet. Abschreckung ist bei diesem Verhalten vorprogrammiert und den meisten Männern vielleicht auch nicht übel zu nehmen.

Doch wenn junge Männer auf Gleichberechtigung angesprochen werden und das Wort Feminismus nicht fällt, dann ist ihre Reaktion meistens positiv. Der schlechte Ruf des Feminismus rührt nicht zuletzt daher, dass er häufig zu radikal formuliert wird. Darum kehren ihm viele Männer und Frauen den Rücken zu. Sich für Gleichberechtigung zu engagieren, einer anderen Sexualität anzugehören, sich emotional zu zeigen, nicht der Norm zu entsprechen – unvorstellbar für viele Männer dieser Generation.

Auf der anderen Seite fällt es gerade vielen Männern schwer, sich den herrschenden Geschlechterrollen unterwerfen zu müssen und sich permanent stark und maskulin präsentieren zu müssen. Gerade für junge Männer, Schüler zum Beispiel, kann das zur Belastung werden. Statt zu sein, wie sie sind, stellen sie sich aus lauter Angst, aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden, hinten an. So können sie sich nicht entfalten.
Druck und Mobbing sind aber nicht die einzigen Probleme für Männer, die durch Akzeptanz und Gleichberechtigung ein Ende finden könnten. So sind auch Männer Opfer von Vergewaltigung und sexuelle Belästigung – nur anders als bei Frauen wird das häufig ignoriert und verleugnet. Es heißt, dass sowas nicht passieren könne. Männliche Opfer werden selten ernst genommen. Ihnen wird nicht geglaubt, da sie stärker als Angreifer dargestellt werden. Außerdem wird von Männern erwartet, jederzeit offen für sexuelle Handlungen zu sein – und diese zu erwidern, nicht zu verhindern.

Spätestens dann wird eine Veränderung dringend nötig, wenn die Suizidrate von Männern sehr viel höher ist als die von Frauen. Wie der Welt-Suizid-Report der Weltgesundheitsorganisation WHO belegt, bringen sich in manchen Ländern fünf Mal so viel Männer um als Frauen. In Russland zum Beispiel. Auch in Deutschland ist die männliche Suizidrate fast dreimal so hoch. Außerdem fällt es vielen Männern sehr viel schwerer, sich bei psychischen Krankheiten wie Depressionen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Diese Zahlen sollten unsere Gesellschaft zum Nachdenken anregen. Spiegeln die gleichen Rechte auf dem Papier auch wirklich die Realität wider? Oder erfordert es zusätzliches Handeln, um Klarheit zu schaffen? Klar sollte es beiden Geschlechtern sein, dass Feminismus und Emanzipation keine Schimpfwörter sind. Weder das eine noch das andere Wort bedeutet, dass man Männer hasst oder dass man radikal eingestellt ist. Es sollte einzig und allein das Streben nach Freiheit und Gleichberechtigung bedeuten.

Feminismus

Feminismus bedeutet die gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Gleichheit der Geschlechter. Und feministisch ist, diese Gleichheit überall dort einzufordern, wo sie noch nicht erreicht ist. Nicht nur Frauen können Feministinnen, auch Männer können Feministen sein, zum Beispiel indem sie sich von alten Rollenvorstellungen lösen – und nicht länger nur stark und tapfer sind. Und sie können sich, wie Frauen auch, dafür stark machen, dass Männer und Frauen gleich behandelt werden.

Ressort: Schülertexte

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