Plagegeister

Warum hat es so viele Wespen?

Von Süßem und Fleisch werden sie angezogen: Die Vielzahl an Wespen in diesem Sommer macht entspanntes Essen und Trinken im Freien derzeit fast unmöglich. Experten erklären, weshalb 2015 ein Jahr der Wespen ist - und wie man mit ihnen umgehen sollte.  

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Macht vielen Menschen Angst: eine Wespe.   | Foto: dpa
Macht vielen Menschen Angst: eine Wespe. Foto: dpa
Es ist eine echte Plage diesen Sommer: Die Wespen sind da. Sie schwirren über Kaffeetischen und hängen sich an den Rand der Limonadenflasche. Wer sie nicht in der Nähe haben will, muss auf Süßes auf dem Gartentisch verzichten.

Die Zahl der Insekten liege klar über dem Durchschnitt, sagt der Leiter des baden-württembergischen Landesamts für Bienenkunde, Peter Rosenkranz. Auch Julian Heiermann vom Naturschutzbund (Nabu) in Berlin bestätigt die Wespendichte: "Man kann durchaus sagen, dass wir überall in Deutschland sehr viele Wespen haben".

Schuld sei nicht nur die August-Hitze, sondern auch das warme Frühjahr und der kurze Winter. "Aus Sicht der Wespen ist 2015 ein gutes Jahr." So kommt es zur Plage, auch wenn von acht heimischen Wespenarten nur zwei von der lästigen Sorte sind – die Deutsche und die Gemeine Wespe. Alle anderen fliegen auf Blüten statt auf Süßes.

Regionale Schwerpunkte gibt es dem Nabu zufolge nicht – wenngleich sehr trockene und warme Gegenden etwa in Süddeutschland prädestiniert sind. "Aber auch in Hamburg dürften sich die Wespen im Moment wohlfühlen", so Heiermann. In der hiesigen Region tummeln sich die Wespen vor allem in der heißen Rheinebene. Der Schwarzwald ist ihnen zu kühl.

"Das Telefon hört gar nicht mehr auf zu klingeln", sagt Axel Mayer, Geschäftsführer des Regionalverbands südlicher Oberrhein des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND). Der Verband hat ein ehrenamtliches Experten-Team, das Leuten mit Rat und Tat zur Seite steht, die ein Wespennest im Garten oder am Haus entdecken. Die Wespenspezialisten sind seit Wochen rund um die Uhr im Einsatz. "Der BUND Freiburg würde sich über mehr ehrenamtliche Helfer für die manchmal notwendige Umsiedlung von Wespen freuen", sagt Mayer.

Die Nester werden von den Spezialisten umgesiedelt. Wenn möglich, nicht allzu weit vom Ursprungsstandort entfernt, aber eben doch in sicherer Entfernung zum Gartentisch. "Es geht darum," sagt Mayer, "eine Lösung zu finden, die für Mensch und Natur – in diesem Fall der Wespe – gut ist. Also um die Frage: Wie kann man mit den Wespen leben?" Ausnahmen würden etwa bei Kindergärten oder Allergiker-Haushalten gemacht.

"Wespen sind keine
aggressiven Tiere."
Axel Mayer vom BUND
Wespen seien keine gefährlichen Tiere, meint Mayer: "Ein Tier ist aggressiv, wenn es von sich aus angreift. Das tun Wespen nicht. Sie verhalten sich, wie sich ein wildlebendes Tier auf Nahrungssuche eben verhält und stechen erst, wenn man versucht sie davon abzuhalten und sie sich angegriffen fühlen."

Auf die Frage ob man den Wespen auch "etwas Gutes abgewinnen" kann, wird Mayer deutlich: "Jedes Tier hat seinen Platz im Ökosystem. Wir müssen uns eher fragen, wie Mensch und Wespe miteinander leben können, ohne sich dabei allzu sehr in die Quere zu kommen."

Das Dumme ist nur, dass Mensch und Wespe ähnliche Dinge gerne mögen. "Die Wespen sind jetzt vor allem auf süße und energiereiche Nahrung aus," sagt Julian Heiermann. Mit Limonade, Obstkuchen oder Eis werde man daher besonders von ihnen geplagt. "Man stellt quasi einen Magnet auf den Kaffeetisch."

Um die ungebetenen Gäste von vorneherein auszuladen, empfehlen die Experten alle Lebensmittel abzudecken oder wieder in die Wohnung zurückzustellen. Besonders Fleisch und Kuchen bleiben am besten nur während des Verzehrs auf dem Gartentisch stehen. Dann können sich die Tiere wieder auf die Nahrung der Flora und Fauna, wie Blütenkelche, konzentrieren.

Bäckereien und Kaffeetische werden die zuckerhungrigen Wespen indes noch einige Wochen lang bevölkern: "Wenn sie sich verabschieden, verabschiedet sich auch der Sommer," sagt Heiermann.

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