Verkehr
Warum E-Tretroller in Paris immer mehr zum Problem werden
Es gibt zu viele und sie sind zu schnell – in Paris bereiten E-Tretroller Ärger. In Deutschland sind die Kick-Scooter bisher verboten, sollen aber bald zugelassen werden.
Di, 19. Feb 2019, 20:30 Uhr
Panorama
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— JOJO le taxi jaune (@zaherinho) 11. Januar 2019
Bei dem Modell des jungen Mannes auf der Pariser Autobahn handelt es sich zwar nicht um einen der in Paris ausleihbaren Tretroller, die nur Geschwindigkeiten von bis zu 25 Stundenkilometer erreichen, aber auch für diese sollen strengere Regeln im Straßenverkehr her.
Längst laufen auch in Deutschland Überlegungen, die Roller für den Straßenverkehr zuzulassen. Nach dem Willen von Verkehrsminister Andreas Scheurer (CSU) soll noch im Frühjahr im Bundesrat darüber beraten werden. Bisher ist das Fahren mit den Kick-Scootern auf öffentlichen Straßen und Wegen verboten. Die Erlaubnis wird aber seit längerem vorbereitet.
Mehrere Firmen und Start-ups planen bereits umfangreiche Angebote für Elektro-Tretroller zum Ausleihen etwa in Berlin – ähnlich wie die Leih-Fahrräder, Car-Sharing-Autos und Elektro-Motorroller in vielen deutschen Großstädten.
Geplant war bisher, dass die Elektro-Tretroller mit bis zu 20 Kilometern pro Stunde auf Radwegen und meist auch auf Straßen fahren dürfen. Sie sollten eine Lenkstange, zwei Bremsen, Blinker und eine Versicherungsplakette haben. Der Fahrer muss mindestens einen Mofa-Führerschein haben. Weil es aber viel Kritik wegen einer möglichen Überregulierung gab, steht die endgültige Regelung offenbar noch nicht fest.
Ein Blick über den Rhein könnte die deutschen Behörden in dieser Sache vor einigen Überraschungen bewahren. In Paris konkurrieren inzwischen sieben Anbieter, die die Stadt in kurzer Zeit mit mehreren Tausend Elektrorollern zum Mieten überschwemmt haben. Allein der Anbieter "Lime" zählte zuletzt in sechs Monaten rund zwei Millionen Fahrten von 315 000 Benutzern.
Die Trottinettes kosten einen Euro Leihgebühr und danach 15 Cent pro Minute. Gefunden und gestartet werden sie über eine App auf dem Smartphone, über die man sich bei dem Anbieter vorher anmelden muss.
Die Stadtverwaltung ist von dieser Entwicklung überrascht worden und versucht nun, der Lage wieder Herr zu werden. "Die Regelungen sind notwendig, da sich einige Benutzer der Fahrzeuge nicht angepasst verhalten und in gefährlicher Art und Weise unterwegs sind", erklärt ein Sprecher der Stadt Paris. Momentan darf mit den Trottinettes bis zu sechs Stundenkilometern auf dem Fußweg und bis zu 25 Stundenkilometern auf dem Fahrradweg gefahren werden. Laut Medienberichten soll das Fahren auf Gehwegen allerdings verboten werden.
Ein weiteres Ärgernis sei, dass die Trottinettes in "anarchischer Form" auf den Gehwegen und an den Straßenrändern abgestellt würden. Der erste Schritt zu Verbesserung der Lage ist, dass die Anbieter eine "Charta das guten Benehmens" unterschreiben sollen. Überlegt wird auch, angesichts steigender Unfallzahlen, eine Helmpflicht einzuführen.
2017 verletzten sich in ganz Frankreich bei Unfällen mit Trottinettes und Elektro-Motorrollern 284 Menschen, fünf starben. Das sind 23 Prozent mehr als 2016. Wann für einen Unfall ein Trottinette-Fahrer und wann ein Elektro-Motorroller verantwortlich war, geht aus der Statistik aber nicht hervor.
Die Stadtverwaltung unterstreicht, dass die Ausweitung des emissionsfreien Verkehrs auf keinen Fall gebremst werden solle. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo werde auch weiter konsequent daran arbeiten, den Autoverkehr zurückzudrängen.
Weil der Pariser Nahverkehr überlastet ist, nutzen viele Pendler die Trottinettes, um von einer Haltestelle am Rand der Innenstadt zur Arbeit zu gelangen. Im Zug dieser Entwicklung wurden in den vergangenen Jahren die Ufer der Seine der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das romantische Flanieren zwischen Louvre und Eiffelturm kann allerdings zum gefährlichen Abenteuer werden. Denn die gut ausgebaute Strecke ist vor allem für übermütige Touristen zu einer Art Rennstrecke für die Trottinettes geworden.
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