Welttoilettentag

In Afrika gibt es viele fliegende Toiletten

Welttoilettentag erinnert an Hygienemangel in vielen Ländern.  

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Ein Toilettengang bringt in Kenia sogar Geld für Unternehmer. Foto: Colourbox/AFP

JOHANNESBURG/NAIROBI. In Kibera, einem Armenviertel der kenianischen Hauptstadt Nairobi, leben 300 000 Einwohner, manche schätzen sogar eine Million. Die Hütten stehen zu dicht gedrängt. Für Toilettenhäuschen gibt es keinen Platz – ohnehin ist gar keine Kanalisation vorhanden. Hier und da findet man ein Plumpsklo. Die meisten Slumbewohner verrichten ihr Geschäft jedoch zu Hause und entsorgen es in einer Dose oder Plastiktüte.

Viele Slumbewohner werfen ihre gefüllten Plastiktüten dann kurzerhand aus dem Fenster. "Wenn man nachts durch Kibera läuft, wird man regelmäßig von Tüten getroffen", klagt Silas Okoth. Man nennt sie gehässig "die fliegenden Toiletten". Der Inhalt einer Tüte entleerte sich etwa eines Morgens über der Wäsche der 19-jährigen Eunice Akinyi. Sie wusch vor ihrer Blechhütte gerade Kleider, als eine Windböe eine Dose vom Dach ihres Zuhauses blies. "Mir wird noch heute schlecht, wenn ich daran denke", sagt die Gemüseverkäuferin.

Zehn Millionen Kenianer leben in Slums – davon haben acht Millionen keine saubere Toilette. So geht es vielen Menschen weltweit – daran soll der heutige Welttoilettentag erinnern. In Kibera gibt es nur wenige öffentliche Plumpsklos, die vor allem im Regen wegen des hohen Grundwasserspiegels für erhebliche Verschmutzung sorgen. Dagegen sind die "fliegenden Toiletten" überall in Kenia und überhaupt in ganz Afrika verbreitet – mitsamt ihren Auswirkungen auf das gesundheitliche Wohl der Bevölkerung.

Die immer wieder aufplatzenden Plastikbomben sorgen vor allem unter im Straßenschmutz spielenden Kindern für Cholera und andere Durchfallerkrankungen: Auch das von den Hüttendächern aufgefangene Regenwasser ist oft von den aufgeplatzten Kotbomben verseucht. Allein in Kibera fallen jährlich Dutzende von Menschen Infektionskrankheiten zum Opfer.

Die Regierung ruft regelmäßig dazu auf, die Slums fäkalienfrei zu machen. Eine einfallsreiche und preiswerte Methode hat die Nichtregierungsorganisation Peepoople Kenya entwickelt. Sie verkauft für wenig Geld spezialgefertigte Beutel, in die Slumbewohner wie gewohnt ihre Notdurft verrichten. Die aus biologisch abbaubaren Stoffen hergestellten Beutel enthalten jedoch Ammoniak, der die Exkremente neutralisiert. Einmal am Tag lässt Peepoople Kenya die benützten Beutel einsammeln, deren Inhalt dann zu Dünger verarbeitet wird. Eine Idee, die allerdings auf lange Sicht auch keine Toiletten ersetzen kann.

Vier Abgänger der amerikanischen Erfinderschmiede Massachusetts Institute of Technology (MIT) kamen auf eine bessere Lösung. Sie gründeten die Firma "Sanergy" und ließen in zahlreichen kenianischen Slums sogenannte Fresh Life Zentren errichten – mit Toiletten, frischem Wasser und Duschen. Die aus vorgefertigten und reinigungsfreundlichen Bauelementen gefertigten Zentren werden für umgerechnet 450 Euro im Jahr an junge Unternehmer vermietet, die ihre Kosten über Eintrittsgebühren fürs Austreten eintreiben – rund 5 Cent pro Toilettenbesuch.

Eine weitere Einnahmequelle stellen die Exkremente selber dar: Sie werden aufgefangen, und dann als Rohstoff an die Hersteller von Düngemitteln verkauft. Sanergy hat inzwischen schon mehr als 250 solcher Zentren und verkauft monatlich 25 Tonnen Kot – vor allem an Blumenfarmer, die Rosen, Tulpen und Orchideen für europäische Käufer pflanzen.

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