Account/Login

USA

Der Reichste gewinnt: Brettspiel Monopoly wird 80

Monopoly, eines der bekanntesten Brettspiele der Welt, wird 80 – und wurde wohl missverstanden. Eigentlich sollte es auf die Auswüchse des Kapitalismus aufmerksam machen.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Die Spielfiguren des Monopoly-Spiels  | Foto: dpa
Die Spielfiguren des Monopoly-Spiels Foto: dpa

NEW YORK. Der Reichste gewinnt, egal mit welchen Mitteln: Was wie sehr freie Marktwirtschaft klingt, ist ein Spiel: Monopoly gehört zu den bekanntesten Brettspielen der Welt. Eigentlich sollte es auf die Auswüchse des Kapitalismus aufmerksam machen.

Zwei Dollar waren 1935 viel Geld. Dafür konnte man zehn Päckchen Butter, 24 Brote oder 50 Kilo Kartoffeln kaufen. Oder ein Brettspiel. Trotzdem taten es Tausende, ja Millionen in den USA und dann in Europa und dem Rest der Welt und auch heute wird es millionenfach verkauft: Monopoly ist eines der bekanntesten Brettspiele der Welt. Jetzt wird es 80 – doch ist die Geschichte des Kapitalistenspiels eine Geschichte voller Missverständnisse?

Der 19. März 1935 gilt als offizieller Geburtstag. "Charles Darrow hat Monopoly 1933 in Philadelphia, Pennsylvania, erfunden", heißt es offiziell vom Hersteller Hasbro. Die Spielefirmen hätten erst abgelehnt, viel zu kompliziert das alles. Erst am 19. März 1935 habe Parker die Rechte gekauft – und eine Legende begründet. 35 000 Spiele wurden im ersten Jahr verkauft – pro Woche. Heute könne man Monopoly in 114 Ländern kaufen. "Würde man alle Bretter der bislang verkauften Spiele aneinanderlegen, könnte man 3,5-mal den Erdball umrunden", heißt es stolz beim Hersteller.

Gut und schön – aber ist Monopoly nicht viel älter? Dass es auf dem Landlord’s Game beruht, räumt auch Hasbro ein. Das hatte schon 1904 die 38-Jährige Elizabeth Magie erfunden, mit quadratischem Spielfeld, "Gefängnis", "Frei parken" und jeder Menge Feldern, auf denen man Miete zahlen muss. Die Parallelen sind unübersehbar.

Dabei war das "Vermieterspiel" nicht dazu gedacht, spielerisch die eigene Gier zu befriedigen. Ganz im Gegenteil: "Ihr erklärtes Ziel war, das Übel der Geldvermehrung auf Kosten anderer zu zeigen", schrieb ihre Biografin Mary Pilon. Oder wie es Magie 1906 in einem Interview selbst sagte: "Ich hoffe, dass Männer und Frauen sehr schnell begreifen, dass ihre Armut daher kommt, dass Carnegie und Rockefeller mehr Geld haben, als sie ausgeben können." Glücklich, dass ihr Spiel die Massen erreichen sollte, verkaufte sie das Patent: Aus dem Landlord’s Game wurde Monopoly.

Doch Generationen von Spielern haben Monopoly völlig anders verstanden. Es ist härter, vielleicht sogar brutaler als andere Brettspiele. Da stupst nicht die blaue die rote Figur raus, die mit der nächsten Sechs wieder mitmachen darf. Bei Monopoly gewinnt der Reichste. Wer da Milde zeigt, ist ein Schwächling und potenzieller Verlierer. Geld allein macht glücklich, oder gewinnt zumindest.

Dabei ist ein Rätsel, was das Spiel so erfolgreich gemacht hat. Eigentlich dauert es viel zu lange, hat viel mit Glück zu tun und nach einer Weile ist der Gewinner abzusehen und die anderen langweilen sich. Trotzdem wird es stundenlang gespielt, ob unter Wasser, auf Berggipfeln oder selbst im All, auf dem Pappbrett, der Spielkonsole oder dem Telefon. Der Rekord liegt bei 1680 Stunden, gut zwei Monate. Im Osten Deutschlands baute man sich die Spiele sogar in mühevoller Arbeit selbst, weil die Zöllner sie aus den Westpaketen fischten. Denn DDR und Sowjetunion hatten Monopoly genauso verboten wie vor ihnen die Nazis.

98 Prozent der Deutschen, sagt der Hersteller, kennen Monopoly. Selbst in den USA seien es nur 97 Prozent. Es ist viel Marketing dabei. Wie in Frankreich, wo man zum Jubiläum einem einzelnen Spiel echtes Geld beilegte. Für die 20 580 Euro eine billige Werbung. Die Summe, sonst natürlich Spielgeld, ist übrigens seit 1935 die Gleiche und dafür hätte man damals, der Monatslohn lag im Schnitt bei 125 Dollar, fünf echte Häuser kaufen können. Aber umsonst ist nichts, höchstens "Frei parken". Obwohl das auch nicht stimmt: Ein paar Wochen, nachdem das Spiel mit dem "Frei parken"-Feld auf den Markt kam, wurde in den USA die erste Parkuhr aufgestellt.

Ressort: Panorama

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel