Steht "Ella" vor dem Aus?

Gutachter stellt Lehr- und Lernplattform für die Schulen ein vernichtendes Zwischenzeugnis aus.  

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In den nächsten 1,5 Jahren wird die He...s Lena Zoller, rechts Clara Breithaupt  | Foto: Cecile Buchholz
In den nächsten 1,5 Jahren wird die Hermann-Brommer-Schule als eine von 101 ausgewählten Schulen, die Digitale Bildungsplattform „ella@bw“ des Landes testen. Nicht nur für die Schüler im Unterricht, sondern auch für die Kommunikation unter den Lehrenden könnte das Programm nützlich sein. Ob und welche Schwachstellen das Programm hat, wird die Grundschule in Merdingen nun testen.Auf dem Bild: links Lena Zoller, rechts Clara Breithaupt Foto: Cecile Buchholz

STUTTGART. Technische Mängel, fehlende Tests, keine Qualitätssicherung und viele offene Fragen: Die Bildungsplattform "Ella" für Baden-Württembergs Schulen macht mehr und größere Probleme als bislang bekannt. Das geht aus dem Gutachten hervor, das ein IT-Experte im Auftrag der Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) erstellt hat.

Eine Kurzfassung des Gutachtens ging nun an den Bildungsausschuss des Landtags. So lobt der Gutachter, ein Mitarbeiter der Stuttgarter Firma "DST it-services", zwar die "gute Basisinfrastruktur" des Programms. Auch der Datenschutz sei eine Stärke. Doch die Mängel sind gravierend: Der Gutachter rügt "unvollständige und größtenteils nicht vorhandene Dokumentation und ein fehlendes Betriebskonzept". Es gebe für die Basis-Plattform keinen Machbarkeitsnachweis und keine Betriebserfahrung in der Größenordnung.

"Ella" steht für elektronische Lehr- und Lernassistenz. Das Projekt soll Lehrern ermöglichen, innerhalb ihrer Schule und landesweit mit Kollegen Wissen zu teilen, Unterrichtsmaterial auszutauschen und auf digitale Medien auf dem gemeinsamen Speicher im Netz (Cloud) zuzugreifen. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) musste bereits im Februar kurzfristig den offiziellen Start abblasen.

Dabei werde aber, so der IT-Fachmann, eine für Schüler nicht nutzbare Software verwendet, die Qualitätssicherung und der Virenschutz seien nur rudimentär angelegt, und es werde eine zu komplizierte Technik eingesetzt. Für problematisch hält der Experte zudem die Vergabe von Aufträgen an Subunternehmer durch die Kommunale Informationsverarbeitung Baden-Franken, ein Zweckverbund für IT-Lösungen, der für Gemeinden und Landkreise arbeitet.

Eisenmann ist "schlichtweg entsetzt"

Das erzürnt Eisenmann besonders: "Dass Privatfirmen beauftragt wurden, habe ich erst aus dem Gutachten erfahren", sagt die Ministerin. Das Papier sei "verheerend", "in Teilen hat mich das Gutachten angesichts der technischen Umsetzung schlichtweg entsetzt". Sie werde nun prüfen, wie es mit dem Projekt weitergeht. Das Gutachten empfiehlt Fortführung des Projekts oder "Rückabwicklung und Neuausschreibung", legt sich aber nicht fest. Eisenmann will beide Optionen untersuchen lassen.

Die Landtagsopposition sprach von Fiasko und Blamage und sieht ihre Befürchtungen bestätigt. SPD-Bildungspolitiker Stefan Fulst-Blei sagt: "Kultusministerin Susanne Eisenmann hat die Bildungsplattform krachend gegen die Wand gefahren." FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke spricht von einer "peinlichen und millionenschweren Blamage". Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband und Bildung und Erziehung (VBE) dringen darauf, dass Korrekturen eingeleitet werden und die moderne IT-Infrastruktur trotz aller Schwierigkeiten umgesetzt wird.

Auftraggeber für "Ella" ist das Kultusministerium, dessen technischer Ansprechpartner ist der landeseigene IT-Dienstleister BITBW. Dieser arbeitete dazu mit dem kommunalen Zweckverband KIVBF zusammen, der wiederum etliche private Subunternehmer beauftragt hat – offenbar ohne Absprache mit dem Auftraggeber Kultusministerium. Im Landeshaushalt sind für "Ella", das größte Einzelprojekt in der Digitalisierungsstrategie des Landes, über die kommenden zwei Jahre knapp 24 Millionen Euro eingeplant, 8,7 sind schon geflossen.
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