Kinderbuchbestseller
Vor 90 Jahren erschien "Winnie-the-Pooh"
Vor 90 Jahren erschien die erste Ausgabe von Alexander Milnes Kinderbuchbesteller "Winnie-the-Pooh". In Deutschland kam das Buch 1928 als "Pu der Bär" heraus.
epd
Di, 11. Okt 2016, 0:00 Uhr
Literatur & Vorträge
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Pu ist ein wenig bequem und begriffsstutzig und glaubt unerschütterlich an das Gute. Zusammen mit Christopher Robin und seinen Stofftier-Freunden Ferkel, Eule, Kaninchen, dem Esel I-Ah und Känga, dem Känguru mit seinem Kind Ruh im Beutel, lebt Pu im Hundertsechzig-Morgen-Wald. Bereits im ersten Jahr verkaufte sich das Werk über eine Million Mal. "Und es waren keineswegs nur Kinder, die sich für das Buch interessierten. Es fand auch das Interesse von Erwachsenen", sagt Thomas Kullmann, Fachmann für englischsprachige Kinder- und Jugendliteratur von der Uni Osnabrück. Nicht ungewöhnlich für England, erläutert der Anglistikprofessor: "Seit der viktorianischen Zeit wurden Kinderbücher auch gern von Erwachsenen gelesen. Damit hatte man keinerlei Probleme."
Pu der Bär sei ein typisches Beispiel für die reichhaltige Tradition der englischen Kinderliteratur: "Es ist sehr wortreich und spielt damit, dass Wörter mehrere Bedeutungen haben können." Milne sei es um ein geistreiches Lesevergnügen gegangen. Und anders als oft in der deutschen Kinderliteratur stecke auch kein versteckter pädagogischer Zeigefinger dahinter. Harry Rowohlt übersetzte das Buch 1987 neu ins Deutsche, las es auch sehr erfolgreich als Hörbuch ein.
Seine Schusseligkeit bringt Pu immer wieder in Schwierigkeiten. Als Vorbild für Pus Freunde dienten Milne die Stofftiere seines Sohnes. Es sei dem Autor gelungen, einige absolut zeitlose Figuren zu erschaffen, sagt Kullmann: "Die Nörgelei des Esels, die Ich-Bezogenheit des Bären, das altkluge Geschwätz der Eule: Das alles sind typische menschliche Charaktereigenschaften, über die Kinder gerne nachdenken."
Auch im Zeitalter von Harry Potter und Star Wars seien Milnes Bücher noch aktuell, findet Claudia Söffner, Expertin für englische Kinderliteratur von der Internationalen Jugendbibliothek in München: "Tiergeschichten sind grundsätzlich sehr beliebt. Und sprechende Tiere kommen noch immer massenhaft vor." Natürlich hätten Kinderbücher heute Konkurrenz durch das Internet und neue Medien. "Aber wenn Eltern sich bemühen, sich mit ihren Kinder hinzusetzen und ihnen vorzulesen, dann wird das noch immer sehr gern angenommen." Welcher Kinderklassiker sich dann im Kinderzimmer wiederfindet, hängt meistens davon ab, was Eltern und Großeltern in ihrer Kindheit selbst gelesen haben.
Milnes Sohn, der in allen Geschichten vorkommt, hat dies seinem Vater später sehr übelgenommen. Spätestens als Teenager hasste er es, ständig auf seine Kuscheltiere angesprochen und von Gleichaltrigen geärgert und gemobbt zu werden. Er verfasste eine bittere Autobiographie: "Nach meinem Gefühl war mein Vater dahin gekommen, wo er war, indem er auf meine kindlichen Schultern kletterte, mir meinen guten Namen stahl und mich dann mit nichts weiter zurückließ als dem leeren Ruhm, sein Sohn zu sein."
Als Königin Elizabeth II. von England im Frühjahr ihren 90. Geburtstag feierte, gab es ein Comeback für Pu als Kinderbuchhelden: In einer kleinen Geschichte mit Illustrationen im Stil der Originalausgabe macht sich der Bär mit seinen Freunden nach London auf, um der Königin zu gratulieren, die im selben Jahr geboren wurde wie er. Die Queen, so heißt es, soll selbst ein großer Pu-der-Bär-Fan sein.
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