BZ-Interview
Astrid-Lindgren-Tochter Karin Nyman zu 70 Jahren Pippi Langstrumpf
BZ-INTERVIEW: Die Astrid-Lindgren-Tochter Karin Nyman zu 70 Jahren Pippi Langstrumpf.
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"Ich will niemals groß werden", sagte Tommy entschieden. "Ich auch nicht", sagte Annika. "Nee, darum muss man sich wirklich nicht reißen", sagte Pippi Langstrumpf. 2015 wird der Kinderbuch-Klassiker von Astrid Lindgren 70 Jahre alt. Andrea Tebart sprach darüber mit Karin Nyman. Sie ist die Tochter der weltberühmten schwedischen Autorin.
Nyman: Nein, sie wird für immer und ewig das neunjährige Mädchen mit den roten Zöpfen bleiben. So erinnern sich Generationen von Kindern an die Figur. Pippi ist stark und total unabhängig. Nicht nur im Geist, sondern auch ganz praktisch. Sie lebt alleine in der Villa Kunterbunt und hat einen Koffer voller Goldstücke, der ihr finanziell alle Freiheiten erlaubt. Und wer ein Pferd heben kann, muss vor nichts im Leben Angst haben. Auch nicht vor Erwachsenen. Diese Gedanken gefallen Kindern auf der ganzen Welt.
BZ: Wie viele Pippi-Bücher sind bisher weltweit erschienen?
Nyman: Gegenwärtig sollen es 66 Millionen verkaufte Bücher sein. In 70 Sprachen. Auf Thailändisch heißt das Buch "Pippi Thung-Taow Yaow" oder auf Griechisch "Pipe Phakidomyte". Zu Beginn hatte der französische Verlag noch recht viele freche Äußerungen in seiner "Fifi Brindacier" abgemildert. Pippi Langstrumpf hat sich da sogar entschuldigt. Alles in allem war sie ungewöhnlich zivilisiert, verglichen mit der schwedischen Ausgabe. Aber inzwischen ist dies geändert worden.
BZ: In welchem Land gibt es nach Schweden die meisten Fans?
Nyman: Ohne Zweifel in Deutschland.
BZ: Das Buch soll es auch in einer chinesischen Übersetzung geben.
Nyman: Diese Entwicklung finde ich besonders überraschend. Vor einiger Zeit war ich in China und habe natürlich einen Buchladen besucht. Aber so etwas habe ich wirklich noch nie gesehen. Reihenweise Pippi-Langstrumpf-Bücher, die dort übrigens "Changwazi Pippi" heißt. Eine chinesische Verlagsleiterin, die uns in Stockholm besucht hat, meinte, dass gerade chinesische Kinder Pippi Langstrumpf bräuchten.
BZ: Interessant. Warum ist das so?
Nyman: Die Kinder sind zumeist Einzelkinder, von denen schon früh sehr viel erwartet wird. Von der Familie. Von der Gesellschaft. Sie hätten wenig freie Zeit und müssten immer unter den Besten sein. Spaß, in dem Sinne, würden sie kaum kennen. Und Pippi Langstrumpf sei das genaue Gegenteil: Nicht nur die Figur im Buch wolle Spaß, sondern sie mache auch ihren jungen Lesern Freude.
BZ: Werden Kinder stärker, wenn sie Pippi Langstrumpf lesen?
Nyman: Also, ich weiß, dass sich gerade in den Anfängen besonders Mädchen mit roten Haaren besser gefühlt haben, als sie Pippi Langstrumpf gelesen hatten. Damals waren rote Haare in Schweden nicht so beliebt.
BZ: Wie ist die Figur von Pippi überhaupt entstanden?
Nyman: Als ich 1941 mit einer Lungenentzündung im Bett lag, bat ich meine Mutter: "Erzähl mir doch eine Geschichte von Pippi Langstrumpf". Ja, das war der Beginn. Daraus wurden dann Gute-Nacht-Geschichten, denen ich begeistert zugehört habe. Selbst Cousinen und Freundinnen konnten später nicht genug von Pippi hören. Astrid merkte so, dass etwas Besonderes an den Geschichten ist.
BZ: Sie haben also diesen Namen erfunden?
Nyman: Ja, ich habe ein Wortspiel gemacht, aber ansonsten war ich ein ganz normales Kind. (lacht)
BZ: Wie wurde daraus ein Buch?
Nyman: 1945 lag meine Mutter mit einem verstauchten Bein im Bett. Um etwas Sinnvolles zu tun, stenografierte sie die Erzählungen und sandte sie später dann an Verlage.
BZ: In Dänemark ist in diesem Jahr eine Biographie von Astrid Lindgren erschienen, die im November auch auf den deutschen Markt kommt. Konnte der Autor Jens Andersen sie noch mit irgendetwas überraschen?
Nyman: Nein. Ich habe ihn natürlich mit Material aus dem Leben meiner Mutter unterstützt. Zum Beispiel mit ihren Tagebuch-Notizen. Aber da gibt es für interessierte Leser sicher noch einige neue Aspekte.
BZ: War Ihre Mutter eigentlich ein fröhlicher Mensch?
Nyman: Es gab für sie sicher helle und dunkle Tage. Aber sie war gut darin, das Leben zu genießen.
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