Trail in Gundelfingen

Warum junge Mountainbiker aus Gundelfingen eine illegale Strecke gebaut haben

Ganz ohne Erlaubnis haben junge Gundelfinger Schanzen und Strecken für einen Mountainbike-Trail im Wald gebaut. Sie wünschen sich eine offizielle Piste für ihren Sport.  

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Zu den Lauten des Waldes mischt sich das Geräusch einer scheppernden Kette. Ein Schatten auf zwei Rädern schießt aus der Kurve hervor, peilt den Erdhügel an und hebt ab. Sekundenflug. Krachende Federgabel. Stille. "Wenn ich durch die Luft fliege, spür’ ich Adrenalin und Glücksgefühle", sagt Lenny* (*Namen von der Redaktion geändert) aus Gundelfingen. Ohne Erlaubnis baut er Mountainbikestrecken. Kein konfliktfreies Hobby.

Die Wege sind schon da – sagen die Trail-Bauer

Die Sonnenstrahlen brechen sich hinter den kahlen Laubstämmen beim Rebberg in Gundelfingen. In der Nähe des Waldspielplatzes säumen mehrere Erdlöcher den Pfad. Äste sind zu Barrieren aufgestapelt. Aus der Erde gerissene Baumstümpfe dienen als Schanze. Mit einem Spaten wühlen sich Lenny und sein Kumpel Jeff* durch den lehmigen Untergrund. Auch wenn die beiden dabei auf den ersten Blick keine massiven Schäden anrichten – der Waldboden trägt seine Narben davon.

"Wir nutzen die bestehenden Wege ab. Aber ich glaube nicht, dass wir dem Ökosystem schaden", sagt Lenny. Er verweist auf die Forstleute, die mit ihren Maschinen beim Holzmachen breite Schneisen im Wald hinterlassen. Für den Schanzenbau verwenden die Gundelfinger Biker nach eigenen Angaben nur Äste und Stämme, die bereits im Wald herumliegen. "Wir holzen dafür selbst nichts ab", so Lenny.

Mehrere Tage investieren sie in den Bau von solchen Sprunghügeln. "Es ist traurig und schade, wenn so eine Schanze zerstört wird", sagt der Mountainbiker. Wer dahinter steckt, wisse Lenny nicht. Es lag auch schon ein Baumstamm mitten auf der Piste hinter einer scharfen Kurve. Konflikte, bei denen Wanderer plötzlich ihre Gehstöcke wie Flügel ausfahren, um den Radfahrern den Weg zu versperren, kennen sie auch. "Früher haben wir mehrere Auseinandersetzungen gehabt. Da waren wir jung und dumm", sagt Lenny. Heute hätten sie gelernt: Rücksicht ist besser als Aggressivität.

"Wenn du zwischen 16 und 20 Jahren alt bist, kannst du in Gundelfingen nix erleben."

Jeff, Mountainbiker
"Wenn du zwischen 16 und 20 Jahren alt bist, kannst du in Gundelfingen nix erleben", sagt Jeff. Diese Altersklasse scheint für den Bürgermeister und den Gemeinderat nicht zu existieren, so sein Eindruck. Darum liebe er es, mit dem Rad im Wald seine Grenzen auszutesten. "Ist doch besser, als vor einer Konsole zu hocken." Jeff und Lenny schätzen den harten Kern der jungen Mountainbiker in Gundelfingen auf ein knappes Dutzend. Sie sind sich sicher, dass eine eigene Strecke mehr Jugendliche begeistern könnte. Zumal der Sport keine Altersbeschränkung kenne und Mountainbiken auch für Erwachsene interessant sei. "Schön wäre es, wenn wir einen Teil im Wald erhalten würden, wo wir offiziell unsere eigene Strecke bauen könnten", sagt Lenny.

Nicht weit vom Rebberg entfernt geht dieser Wunsch für andere Mountainbiker möglicherweise schon bald in Erfüllung. Das sogenannte Bombenloch am Rand vom Freiburger Stadtteil Zähringen ist für junge Mountainbiker die große Mutprobe. Es ist ein steiler Erdkessel, an dessen Rändern verschiedene Rampen hineinragen – professionell präpariert für spektakuläre und gefährliche Sprünge.
"Seit einem Jahr existiert der Grundsatzbeschluss, dort eine Strecke zu legalisieren", sagt Oberforstrat Hans-Ulrich Hayn, der auch für den Staatswald bei Gundelfingen zuständig ist. Mehrere Varianten werden von Waldeigentümern, der Stadt, der Forstverwaltung und einem Freiburger Mountainbikeverein diskutiert. Startpunkt könnte der Rosskopf sein, die Streckenvorschläge führen zum Teil auch über Gundelfinger Gemarkung.

Mit der Ausweisung einer offiziellen Abfahrt zum "Bombenloch" wollen die Forstleute dafür sorgen, dass an anderen Stellen keine Strecken mehr wild im Wald gebaut werden und der Boden dort geschützt bleibt. Verlaufen die Verhandlungen positiv, könnte neben dem bestehenden "Canadian Trail" und der "Borderline" bald eine dritte große Mountainbikestrecke in der Umgebung offiziell existieren.

Ein Thema für einen neuen Jugendgemeinderat?

Gundelfingens CDU-Gemeinderat Peter Bertram hatte die illegale Strecke beim "Bombenloch" in einer Bauausschusssitzung im Februar kritisiert: "Die Schäden am Waldboden sind sehr massiv, und die Pflanzen neben dem Weg sind bereits zerstört." Die Verhandlungen über eine Legalisierung dieser Strecke waren ihm nicht bekannt und offenbar auch noch kein Thema im Gundelfinger Gemeinderat. "Es wäre schon schön, wenn man über solche Vorhaben informiert werden würde", sagte er gegenüber der BZ.

Unabhängig von diesen Verhandlungen zeigte sich Bertram offen für die Vorschläge der jungen Gundelfinger für eine kleinere Strecke direkt vor Ort. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Gemeinde da grundsätzlich verschließt", so Bertram. Man plane, dieses Jahr ohnehin die Jugend stärker einzubinden; auch die Etablierung eines Jugendgemeinderats wird derzeit in Gundelfingen angedacht. "Da wäre so ein konkretes Projekt doch ein gutes Thema", sagt Bertram.

Im Vergleich zum "Bombenloch" ist die Strecke beim Gundelfinger Waldspielplatz tatsächlich einige Nummern kleiner. "Das Bombenloch ist sehr anspruchsvoll und auch gefährlich, weil man ein Stück weit ins Ungewisse springt", sagt Lenny, der sich vergangenen Sommer zum ersten Mal dort heruntergetraut hat. "Es wäre cool, wenn die Strecke dort legalisiert werden würde." Aber das Schwierigkeitsniveau ist sehr hoch. "Daher wäre eine einfache Strecke in Gundelfingen als Alternative wirklich klasse", sagt Lenny. Dann schwingt er sich auf sein Fahrrad und jagt den Hang hinab.

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