Lastenvelo

Warum man in Freiburg jetzt kostenlos ein Lastenrad mieten kann

Fünf brandneue Lastenräder stehen in Freiburg zur kostenfreien Nutzung für jedermann bereit – die Betreiber verdienen nichts.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/2
Robert Schneider führt die zweirädrige Variante der Lastenvelos vor. Das Gefährt kann einschließlich Fahrer bis zu 180 Kilo Ladung transportieren. Foto: Michael Bamberger

Die drei Macher, die hinter "Lastenvelo Freiburg" stehen, und das, was sie auf die Beine gestellt haben, wollen nicht so recht in die üblichen Schubladen passen. Handelt es sich um ein Hobbyprojekt, um ehrenamtlichen Einsatz oder doch um Unternehmertum? Wohl von allem ein wenig. Das Ergebnis kann sich jedenfalls sehen lassen: Seit rund anderthalb Monaten können alle Freiburger kostenfrei auf fünf nagelneue, knallorange lackierte Lastenräder zurückgreifen, wenn Bedarf besteht. Geld verdient niemand dabei. Dennoch läuft die Sache offenbar professionell.

Anfang des Jahres wandten sich Robert Schneider, Philip Holderried und Johannes Schmid, die sich bei ihren Einsätzen als Radkurriere kennengelernt hatten, mit einer Crowdfunding-Kampagne an die Freiburger Öffentlichkeit – damals noch unterstützt von zwei weiteren Mitinitiatioren. Sie wollten Geld für ihre Idee von kostenlosen Lastenrädern für Freiburg einsammlen (die BZ berichtete).

Eine Menge Leute öffneten damals ihre Portemonnaies. Im Lauf der 30-tägigen Aktion kamen rund 7700 Euro zusammen – wohlgemerkt keine Kredite, sondern eher Spenden. Im Gegenzug gab es meist nur kleinere Gimmicks wie speziell gestaltete T-Shirts und Mützen. Größere Geldgeber bekamen Werbeflächen auf den erst noch anzuschaffenden Lastenrädern versprochen. Sogar nach Ende der offiziellen Crowdfunding-Phase gingen noch weitere Mittel ein, so dass am Ende rund 12 000 Euro in der Kasse waren.

Bisher gibt es etwa 100 registrierte Benutzer

Inzwischen hat Robert Schneider, im Hauptberuf Berufsschullehrer für Mathematik und Physik an der Gewerbeschule Offenburg, ein Gewerbe angemeldet, worunter der Lastenvelo-Betrieb läuft. Das Unternehmen hat mit dem gesammelten Geld fünf Transporträder angeschafft, teils zwei-, teils auch dreirädrige. Sie alle wurden knallorange lackiert und von den drei Lastenvelo-Machern mit türkisfarbenen Transportboxen aus Holz versehen. Die fünf Gefährte stehen seit etwa anderthalb Monaten an verschiedenen Orten im Stadtgebiet – und können von registrierten Benutzern kostenlos online gebucht und dann benutzt werden. Das geht bis zu drei Tage am Stück.

"Wir haben aktuell schon rund 100 registrierte Nutzer und die Räder werden gut gebucht", berichtet Robert Schneider. Eine Nutzerin ist Sandra Wiedemann. Sie hat zwar nicht beim Crowdfunding mitgemacht, aber das Projekt fast von Anfang an verfolgt. "Ich finde, das ist eine glänzende Idee", sagt die 46-Jährige, die beruflich als Coach arbeitet. Sie ist eine selbst erklärte Weltverbessererin, beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit und ist zum Beispiel beim Netzwerk "Freiburg im Wandel" aktiv. Sie nutze die Lastenräder mindestens einmal pro Woche, oft auch häufiger. "Ich transportiere Büromaterial, Einkäufe, Lebensmittel – alles mögliche", sagt sie, "auch einen Hund habe ich schon mal mitgenommen." Alles laufe problemlos über das Internet, die Lastenvelo-Betreiber würden bei Fragen oder Schwierigkeiten prompt reagieren.

"Viele Nutzer sind sehr idealistisch", berichtet Robert Schneider. Das finde er schön. Für ihn selbst stand der Einsatz für eine bessere Welt aber gar nicht so sehr im Fokus. "Ich halte die Idee einfach für sehr cool und gewinnbringend für alle – und ich wollte sie unbedingt umsetzen", erzählt der 31-jährige Familienvater. Dies habe ihn angetrieben. Seit einem Jahr befasse er sich täglich ein bis zwei Stunden mit dem Projekt. Er hat zum Beispiel die Website erstellt und das Buchungssystem programmiert – völlig unentgeltlich. Dieses wird demnächst auch erlauben, die Räder nach Gebrauch irgendwo in der Stadt abzustellen. Die Ortung erfolgt dann über GPS und einen per Mobilfunk angebundenen Bordcomputer der Räder. Jeder Nutzer bekommt dafür schon jetzt einen Zugangs-Chip, wofür zehn Euro Kaution fällig werden.

"Es ist für uns drei ein Hobby, Profit haben wir nicht vorgesehen", sagt Schneider. Weitere Räder könnten im Prinzip hinzukommen, aber nur wenn neue Werbetreibende oder andere Geldgeber weiteres Kapital einbringen. Pro Lastenrad müsse man etwa 2500 Euro rechnen. "Wenn die Sache weiterwächst, wäre die Umwandlung in einen Verein eine Möglichkeit – denn dann wären mehr Mitstreiter nötig." Zunächst müsse man aber mal sehen, wie es mit der Abnutzung der Räder aussieht und wie das Projekt und die Gefährte den Winter überstehen.

Zu finden ist das Unternehmen unter http://www.lastenvelofreiburg.de.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel