Freiburg
Syrern gelingt Integration und Abitur am Walter-Eucken-Gymnasium
Einer gibt Deutschen Nachhilfe, ein anderer beginnt eine Ausbildung bei der Bank. Drei junge Syrer wollen mit dem Abi in der Tasche Karriere machen – und zeigen, wie Integration funktioniert.
Fr, 6. Okt 2017, 11:28 Uhr
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Schehmus Mahmoud (20) ist Kurde und nach seiner Flucht aus dem Bürgerkriegsland Ende 2014 angekommen. Er wollte gleich richtig ankommen: "Ich hab’ mich entschieden, schneller Deutsch zu lernen", erzählt er im Walter-Eucken-Rektorat. Also besuchte er tags und abends Schulen. Und als sein syrisches Gymnasialzeugnis anerkannt war, bekam er den Platz im Wirtschaftsgymnasium – wie Sharf Elddin Rahhal und Ribal Aloulabi, die neben ihm sitzen. "Das ist nicht die Regel", sagt Schulleiter Fritz: Nicht viele packen bei der Flucht ihr Zeugnis ein.
"Ohne ihr Engagement ging’s nicht", sagt Claus Ramsperger. Er leitet das WG, auf dem zwei Fremdsprachen Pflicht sind. Ging Arabisch? "Nein, das haben wir probiert", sagt Ribal Aloulabi (20) und lacht. In der elften Klasse hatte er noch Deutsch für Fremdsprachler, in der Zwölften er einen Zeugnisschnitt von 2+ und nach dem Abi will er dual BWL studieren, beworben hat er sich unter anderem bei Sick. Dass er Deutschen Mathe erklärt, nennt Ramsperger gelungene Integration.
Rahhal nahm eine Auszeit, büffelte daheim noch mal Deutsch, oder wie er sagt: "Ich habe versucht, meine Sprachkompetenz zu verbessern." Nun wiederholt er die zwölfte Klasse und sagt: "Es läuft jetzt alles perfekt für mich." Schlafen kann er auch wieder. Die Schule macht ihm Spaß, besonders Wirtschaft und Politik, in die Richtung will er nach dem Abi auch studieren. "In Syrien hatte ich den verrückten Plan, auf eine Militäruni zu gehen und einen Putsch zu machen – das hat nicht geklappt." Alle lachen.
Schehmus Mahmoud ist seit einem Tag wieder zurück am Walter-Eucken – für den Berufsschulunterricht als Sparkassenazubi. Er hat sich für eine Lehre entschieden, bewarb sich zunächst für ein Praktikum bei der Sparkasse – in den Ferien, wenn andere chillen. "So is’ halt", meint er nur. "Nach der Ausbildung kann ich mich hocharbeiten."
Für Flüchtlinge ab 16 sind die beruflichen Schulen zuständig. Fritz schätzt die Jugendlichen ein und verteilt sie. Am Ende des "Vabo"-Jahres sollen sie Deutsch können, manche haben auch den Hauptschulabschluss. "Oder nicht", sagt Fritz: Dann kommen sie in eine Regelklasse, die sie auch auf eine Ausbildung vorbereitet.
Die Zahl dieser Übergangsklassen hat sich dieses Jahr auf 13 erhöht – auch weil Vabo-Schüler oft erst mitten im Schuljahr kamen. Vabo-Schüler gibt es weniger, die Schülerwelle schiebt sich weiter. Zu Plätzen und Koordination meint Fritz "Wir haben’s im Moment gut im Griff."
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