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Freiburg

Syrern gelingt Integration und Abitur am Walter-Eucken-Gymnasium

Einer gibt Deutschen Nachhilfe, ein anderer beginnt eine Ausbildung bei der Bank. Drei junge Syrer wollen mit dem Abi in der Tasche Karriere machen – und zeigen, wie Integration funktioniert.  

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Flüchtlinge, die am Eucken-Gymnasium A...rf Elddin Rahhal und  Schehmus Mahmoud  | Foto: Ingo Schneider
Flüchtlinge, die am Eucken-Gymnasium Abitur machen – oder machen wollen (v.l.): Ribal Aloulabi, Sharf Elddin Rahhal und Schehmus Mahmoud Foto: Ingo Schneider
Drei junge Syrer kamen vor rund drei Jahren nach Deutschland, saßen im nächsten Jahr schon im Wirtschaftsgymnasium und sind dabei, ihren Weg zu machen. Ribal Aloulabi hat bald Abitur und gibt Deutschen Nachhilfe, Sharf Elddin Rahhal startet neu durch und Schehmus Mahmoud hat eine Ausbildung zum Bankkaufmann begonnen. "Das ist Highend", weiß Eberhard Fritz, der das Walter-Eucken-Gymnasium leitet. Als geschäftsführender Leiter aller beruflichen Schulen Freiburgs ist er zuständig für alle Geflüchten ab 16 Jahren.

Schehmus Mahmoud (20) ist Kurde und nach seiner Flucht aus dem Bürgerkriegsland Ende 2014 angekommen. Er wollte gleich richtig ankommen: "Ich hab’ mich entschieden, schneller Deutsch zu lernen", erzählt er im Walter-Eucken-Rektorat. Also besuchte er tags und abends Schulen. Und als sein syrisches Gymnasialzeugnis anerkannt war, bekam er den Platz im Wirtschaftsgymnasium – wie Sharf Elddin Rahhal und Ribal Aloulabi, die neben ihm sitzen. "Das ist nicht die Regel", sagt Schulleiter Fritz: Nicht viele packen bei der Flucht ihr Zeugnis ein.

"Ohne ihr Engagement ging’s nicht", sagt Claus Ramsperger. Er leitet das WG, auf dem zwei Fremdsprachen Pflicht sind. Ging Arabisch? "Nein, das haben wir probiert", sagt Ribal Aloulabi (20) und lacht. In der elften Klasse hatte er noch Deutsch für Fremdsprachler, in der Zwölften er einen Zeugnisschnitt von 2+ und nach dem Abi will er dual BWL studieren, beworben hat er sich unter anderem bei Sick. Dass er Deutschen Mathe erklärt, nennt Ramsperger gelungene Integration.

"In Syrien hatte ich den verrückten Plan, auf eine Militäruni zu gehen und einen Putsch zu machen – das hat nicht geklappt." Sharf Elddin Rahhal
"Bei mir war’s total anders, es ging alles so schnell", erzählt Sharf Elddin Rahhal. Er hat es nach nur vier Monaten Sprachkurs ans WG geschafft, doch das erste Jahr war schwer, auch weil er nur Frontalunterricht gewöhnt war. "Die Lernmethode funktioniert hier nicht." Er schaffte einen Schnitt von 3,3, lag aber nachts oft wach. "Ich habe mir Sorgen gemacht." Er ist schon 23, hat nach der Flucht fünf Jahre gearbeitet, im Libanon auf dem Bau und an Computern, um seine Familie zu unterstützen. Die kam 2016 in Freiburg an. "Sonst hätte ich gar nicht aufs Gymnasium können, sondern gearbeitet."

Rahhal nahm eine Auszeit, büffelte daheim noch mal Deutsch, oder wie er sagt: "Ich habe versucht, meine Sprachkompetenz zu verbessern." Nun wiederholt er die zwölfte Klasse und sagt: "Es läuft jetzt alles perfekt für mich." Schlafen kann er auch wieder. Die Schule macht ihm Spaß, besonders Wirtschaft und Politik, in die Richtung will er nach dem Abi auch studieren. "In Syrien hatte ich den verrückten Plan, auf eine Militäruni zu gehen und einen Putsch zu machen – das hat nicht geklappt." Alle lachen.

Für Flüchtlinge ab 16 sind berufliche Schulen zuständig

Schehmus Mahmoud ist seit einem Tag wieder zurück am Walter-Eucken – für den Berufsschulunterricht als Sparkassenazubi. Er hat sich für eine Lehre entschieden, bewarb sich zunächst für ein Praktikum bei der Sparkasse – in den Ferien, wenn andere chillen. "So is’ halt", meint er nur. "Nach der Ausbildung kann ich mich hocharbeiten."

Für Flüchtlinge ab 16 sind die beruflichen Schulen zuständig. Fritz schätzt die Jugendlichen ein und verteilt sie. Am Ende des "Vabo"-Jahres sollen sie Deutsch können, manche haben auch den Hauptschulabschluss. "Oder nicht", sagt Fritz: Dann kommen sie in eine Regelklasse, die sie auch auf eine Ausbildung vorbereitet.

Die Zahl dieser Übergangsklassen hat sich dieses Jahr auf 13 erhöht – auch weil Vabo-Schüler oft erst mitten im Schuljahr kamen. Vabo-Schüler gibt es weniger, die Schülerwelle schiebt sich weiter. Zu Plätzen und Koordination meint Fritz "Wir haben’s im Moment gut im Griff."

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