Interview
Menschliche Spuren: Wie Spürhunde als Mantrailer ausgebildet werden
Die Polizei hat im Mordfall Maria L. sogenannte Mantrailer eingesetzt. Eine Spur führte vom Tatort bis in einen Hörsaal der Universität. Albert Küng bildet diese Hunde aus, die menschliche Spuren verfolgen. Auf was es dabei ankommt, erklärt er im Interview.
Fr, 18. Nov 2016, 19:34 Uhr
Freiburg
Thema: Fall Maria L.
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BZ: Wie einmalig ist der Geruch eines Menschen?
Küng: Der menschliche Geruch ist einmalig. Nur bei eineiigen Zwillingen, die im gleichen Haushalt leben wird es schwer. Das können dann nur sehr, sehr gute Hunde.
Küng: Einen sauberen Geruch. Den nimmt man aus einem Geruchspool – von dort, wo die betreffende Person gestanden ist. Oder von einem Kleidungsstück, der Hundeführer muss dann aber sicher sein, dass der Tatverdächtige das Opfer als Letztes dort angefasst hat. Bei Vergewaltigungs- und Mordopfern wird Sperma, Speichel oder Blut des Täters genommen. Bei Würgeopfern bleiben manchmal auch Geruchsspuren des Täters am Hals des Opfers zurück, aber das können wirklich nur top ausgebildete Spürhunde riechen.
BZ: Wie lange kann ein Hund eine Geruchsspur aufnehmen?
Küng: Ein normal ausgebildeter Einsatzhund der Polizei, der im Schutzdienst eingesetzt wird, kann eine Spur nach vier Wochen nicht mehr erkennen. Da braucht es Spezialisten. Die baden-württembergische Polizei arbeitet meines Wissens mit Bayerischen Gebirgsschweißhunden oder Jagdhunden.
Küng: Ich würde sagen, vier Wochen sind möglich, aber das ist nicht immer sicher. Auch nach zwei Monaten ist es noch möglich, die Erfolgschancen liegen bei zehn, 20 oder 30 Prozent. Aber einen Versuch ist es immer wert. Man muss auch die äußeren Umstände, beispielsweise das Wetter, berücksichtigen. Wir haben auch schon nach zehn Tagen – tote – Opfer gefunden, und ich weiß von acht Monate alten Fällen. Wir sind aber auch schon nach zwei oder drei Stunden nicht mit dem Hund beim Opfer angekommen.
BZ: Schafft ein Spürhund auch längere Distanzen?
Küng: Das hängt von den Hunderassen ab; für Jagdhunde oder Bloodhounds, die Spezialisten unter den Spürhunden, sind fünf oder sechs Kilometer ohne Weiteres machbar. Ich hatte mit Pausen auch schon einen Hund auf einer 13-Kilometer-Strecke im Einsatz.
BZ: Wie bringt man einem Hund bei, dass er auf individuellen Geruch reagiert?
Küng: Es gibt verschiedene Ausbildungen: Zum Beispiel lässt jemand sein T-Shirt mit seinem Geruch liegen und rennt mit seinem Futter davon. Der Hundeführer geht dann mit dem Hund zum T-Shirt, lässt ihn daran riechen und dann hinter der Person herrennen. Dafür bekommt er Futter. Dieser Vorgang wird dann mehr und mehr ausgebaut. Der Hund assoziiert Geruch gleich Person gleich Futter und weiß, dass er das suchen muss.
BZ: Wie lange dauert es, bis ein Spezialhund ausgebildet ist?
Küng: Ich würde sagen, nach zwei bis drei Jahren hat man einen Topspürhund.
BZ: Wessen Spürhunde bilden Sie aus?
Küng: Hunde der Schweizer Polizei und des Deutschen Roten Kreuzes. Ich bin beim Bundesverband Rettungshunde, bilde Hunde auch in Schweden und ganz Europa aus – für den sofortigen Polizeieinsatz, zum Beispiel für Raubüberfälle und Einbrüche. Und Spezialspürhunde für Mantrailing, die müssen einiges mehr draufhaben als normale Polizeihunde.
BZ: Wie hoch ist im Allgemeinen die Erfolgs- und Fehlerquote von Spürhunden?
Küng: Mantrailing ist ein Hilfsmittel, nichts anderes. Die Erfolgsquote liegt im Schnitt bei 20 Prozent.
- Mordfall Maria L.: Spürhunde führen Polizei zu Biochemie-Hörsaal
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