Account/Login

Interview

Menschliche Spuren: Wie Spürhunde als Mantrailer ausgebildet werden

Die Polizei hat im Mordfall Maria L. sogenannte Mantrailer eingesetzt. Eine Spur führte vom Tatort bis in einen Hörsaal der Universität. Albert Küng bildet diese Hunde aus, die menschliche Spuren verfolgen. Auf was es dabei ankommt, erklärt er im Interview.  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
1/3
Ein „Mantrailer“-Spürhund im Polizeieinsatz Foto: Picture Alliance/dpa
Die Polizei hat im Mordfall Maria L. am Freitag zum wiederholten Mal Spürhunde für Mantrailing – die Suche nach menschlichen Spuren – eingesetzt. Die Spur führte vom Tatort bis in einen Hörsaal der Universität. Der Schweizer Albert Küng bildet für Polizei und Rettungskräfte Spürhunde aus. Auf was es ankommt und wie das geht, darüber sprach der 53-Jährige Küng im BZ-Interview.

BZ: Wie einmalig ist der Geruch eines Menschen?

Küng: Der menschliche Geruch ist einmalig. Nur bei eineiigen Zwillingen, die im gleichen Haushalt leben wird es schwer. Das können dann nur sehr, sehr gute Hunde.

"Wir haben auch schon nach zehn Tagen – tote – Opfer gefunden, und ich weiß von acht Monate alten Fällen." Albert Küng
BZ: Was braucht ein Hund, damit er eine Spur aufnehmen kann?

Küng: Einen sauberen Geruch. Den nimmt man aus einem Geruchspool – von dort, wo die betreffende Person gestanden ist. Oder von einem Kleidungsstück, der Hundeführer muss dann aber sicher sein, dass der Tatverdächtige das Opfer als Letztes dort angefasst hat. Bei Vergewaltigungs- und Mordopfern wird Sperma, Speichel oder Blut des Täters genommen. Bei Würgeopfern bleiben manchmal auch Geruchsspuren des Täters am Hals des Opfers zurück, aber das können wirklich nur top ausgebildete Spürhunde riechen.

BZ: Wie lange kann ein Hund eine Geruchsspur aufnehmen?

Küng: Ein normal ausgebildeter Einsatzhund der Polizei, der im Schutzdienst eingesetzt wird, kann eine Spur nach vier Wochen nicht mehr erkennen. Da braucht es Spezialisten. Die baden-württembergische Polizei arbeitet meines Wissens mit Bayerischen Gebirgsschweißhunden oder Jagdhunden.

"Ich hatte mit Pausen auch schon einen Hund auf einer 13-Kilometer-Strecke im Einsatz." Albert Küng
BZ: Kann ein Hund Gerüche auch noch nach Monaten aufnehmen?

Küng: Ich würde sagen, vier Wochen sind möglich, aber das ist nicht immer sicher. Auch nach zwei Monaten ist es noch möglich, die Erfolgschancen liegen bei zehn, 20 oder 30 Prozent. Aber einen Versuch ist es immer wert. Man muss auch die äußeren Umstände, beispielsweise das Wetter, berücksichtigen. Wir haben auch schon nach zehn Tagen – tote – Opfer gefunden, und ich weiß von acht Monate alten Fällen. Wir sind aber auch schon nach zwei oder drei Stunden nicht mit dem Hund beim Opfer angekommen.

BZ: Schafft ein Spürhund auch längere Distanzen?

Küng: Das hängt von den Hunderassen ab; für Jagdhunde oder Bloodhounds, die Spezialisten unter den Spürhunden, sind fünf oder sechs Kilometer ohne Weiteres machbar. Ich hatte mit Pausen auch schon einen Hund auf einer 13-Kilometer-Strecke im Einsatz.

BZ: Wie bringt man einem Hund bei, dass er auf individuellen Geruch reagiert?

Küng: Es gibt verschiedene Ausbildungen: Zum Beispiel lässt jemand sein T-Shirt mit seinem Geruch liegen und rennt mit seinem Futter davon. Der Hundeführer geht dann mit dem Hund zum T-Shirt, lässt ihn daran riechen und dann hinter der Person herrennen. Dafür bekommt er Futter. Dieser Vorgang wird dann mehr und mehr ausgebaut. Der Hund assoziiert Geruch gleich Person gleich Futter und weiß, dass er das suchen muss.

BZ: Wie lange dauert es, bis ein Spezialhund ausgebildet ist?

Küng: Ich würde sagen, nach zwei bis drei Jahren hat man einen Topspürhund.

BZ: Wessen Spürhunde bilden Sie aus?

Küng: Hunde der Schweizer Polizei und des Deutschen Roten Kreuzes. Ich bin beim Bundesverband Rettungshunde, bilde Hunde auch in Schweden und ganz Europa aus – für den sofortigen Polizeieinsatz, zum Beispiel für Raubüberfälle und Einbrüche. Und Spezialspürhunde für Mantrailing, die müssen einiges mehr draufhaben als normale Polizeihunde.

BZ: Wie hoch ist im Allgemeinen die Erfolgs- und Fehlerquote von Spürhunden?

Küng: Mantrailing ist ein Hilfsmittel, nichts anderes. Die Erfolgsquote liegt im Schnitt bei 20 Prozent.
Albert Küng lebt im schweizerischen St. Margrethen im Kanton St. Gallen. Der 53-Jährige trainiert seit 14 Jahren Spürhunde. Er ist selbständiger Ausbilder für Mantrailing und andere geruchsspezifische Spürhunde.

Mehr zum Thema:

Ressort: Freiburg

Dossier: Fall Maria L.

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel