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Leise Invasion

Die Tigermücke setzt sich in Südbaden fest

Katharina Meyer
  • Fr, 24. Juli 2015, 14:54 Uhr
    Freiburg

     

Seit mehreren Jahren versucht die asiatische Tigermücke, von Italien aus Südbaden zu erobern. Nun ist erstmals in Deutschland eine größere Population des gefährlichen Einwanderers entdeckt worden – in einer Kleingartenanlage in Freiburg.

Aggressiver Stecher  und  potentieller Krankheitsüberträger: die Tigermücke   | Foto: dpa
Aggressiver Stecher und potentieller Krankheitsüberträger: die Tigermücke Foto: dpa
Möglicherweise hat der Moskito dort auch überwintert, dann hätte sich die Art hier bereits etabliert. In Italien ist die Stechmücke bereits weit verbreitet. Im Tessin wird sie intensiv bekämpft, auch in Südfrankreich gibt es schon Populationen.

In Deutschland konnte sie sich aber bislang noch nicht festsetzen. Doch Jahr für Jahr kommen mehr Exemplare ins Land. Ihr Haupteinfallsweg ist die Autobahn 5. Sie fliegen in Italien in ein Lkw-Führerhäuschen, setzen sich mit einem Touristenpärchen ins Auto und steigen, unbemerkt, bei der ersten Rast in Deutschland wieder aus.

Einwanderung erreicht neue Dimension

Seit 2005 halten Biologen von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) deshalb an badischen A 5-Rasthöfen nach den Einwanderern Ausschau. 2007 ging ihnen die erste Tigermücke ins Netz, 13 waren es im vergangenen Jahr. "Das waren jedoch alles Einzelfunde", sagt Artur Jöst von der Kabs.

Doch nun gibt es eine stabile Population im Freiburger Westen. In einer Kleingartenanlage an der Hermann-Mitsch-Straße wurden in insgesamt 30 Regentonnen zum Teil Hunderte Larven gefunden, außerdem erwachsene Tiere und Puppen. Damit erreicht die Einwanderung der Tigermücke nach Deutschland "eine neue Dimension", sagt Jöst.

"Das ist bisher einzigartig." Die ersten Exemplare auch dieser Population haben sich wohl hierher kutschieren lassen: Gleich neben der Gartenanlage ist die Verladestation der rollenden Landstraße. Hier kommen mit Lkw beladene Züge aus Italien an – das ideale Transportmittel für den Moskito.

Eine entscheidende Frage ist nun: Haben die Moskitos bereits in Freiburg überwintert, als vermutlich erste ihrer Art? "Die Größe der Population spricht dafür", sagt Jöst, abschließend beurteilen könne man das aber noch nicht.

"Wir sollten alles tun, damit wir die Population in Deutschland niedrig halten" Artur Jöst
Hat eine neue Art drei Generationen in der Wildnis hervorgebracht, spricht man davon, dass sie sich an einem neuen Standort etabliert hat. Das könnte bei den Tigermoskitos in Freiburg bereits der Fall sein. Allerdings, schränkt Jöst ein, ist die Definition bei Insekten mit ihrer Generationenfolge von nur einigen Wochen unglücklich: "Schließlich kommt es doch darauf an, ob sie sich dauerhaft ansiedeln können."

Das jedoch wollen die Mückenbekämpfer von der Kabs verhindern. In der Kleingartenanlage wurden Tabletten mit dem Insektengift BTI verteilt, außerdem die Regentonnen gereinigt – und die Kabs behält die Umgebung im Blick. "Wir sollten alles tun, damit wir die Population in Deutschland niedrig halten", sagt Jöst. Dabei setzt die Kabs auch auf die Mithilfe der Bevölkerung. In den kommenden Wochen will sie Flugblätter zur Aufklärung verteilen.

"Das Wichtigste ist, die Brutstätten zu verringern", so Jöst. Der Tigermoskito brütet in kleinsten Gewässern – von der Regentonne über die Friedhofsvase bis zum Blumenuntersetzer. Regelmäßiges Leeren hilft, ebenso die Regentonne mit BTI zu behandeln. Jösts Tipp: Auch ein Centstück aus Kupfer in der Vase reiche schon aus, die Larven abzutöten.
Gefährliche Tigermücke

Anders als heimische Stechmücken ist die aus Südostasien stammende Tigermücke tagaktiv. Das heißt, sie sticht auch im Hellen – und gilt als sehr aggressiv. Sie ist ein guter Überträger von bis zu 20 tropischen Viren. Dazu gehört das Dengue-Fieber, das mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einhergehen und auch tödlich enden kann. In Deutschland ist aber noch kein Ansteckungsfall bekannt. Denn dafür muss eine Mücke erst einen Virenträger stechen – etwa einen infizierten Tropentouristen. Die kleinen Tigermücken sind gut an ihrer auffälligen schwarz-weißen Zeichnung erkennbar. Die Kabs bittet darum, Sichtungen zu melden – am besten mit Foto per E-Mail an die Adresse [email protected]

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