Zugvögel

Die Störche sind wieder in die Region zurückgekehrt

Seit dieser Woche sind unter anderem in allen vier Tuniberg-Stadtteilen die Nester wieder besetzt. Mancherorts gibt es Storchen-TV: eine web-cam mit Blick aufs Nest.  

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Wieder da: das Munzinger Storchenpaar Foto: Eva Opitz

FREIBURG. Der Abflugort lag vermutlich im Süden Frankreichs oder im Norden Spaniens, die Ankunft in Munzingen erfolgte am Dienstag, 14. Februar, mit der Landung auf dem Dach der St. Stephanskirche. Die Vorhut der Freiburger Storchenpopulation war damit angekommen. In den Freiburger Ortschaften am Tuniberg sind inzwischen alle Nester bezogen, genauso in Merdingen und Gottenheim. Das letzte vorgestern in Waltershofen.

In Opfingen sind der siebenjährige Storch Silas und seine Storchenfrau Dorle alte Bekannte, die vor sechs Jahren zugewandert sind und seither dem Nest auf der evangelischen Bergkirche treu geblieben sind. Für Gustav Bickel, den Vorsitzenden des Vereins "Weißstorch Breisgau", ist es kein Problem, die großen Vögel anhand ihrer Beringung eindeutig zuzuordnen.

So weiß er auch, dass mit Störchin Anna eine ehemalige Opfingerin in Gottenheim heimisch geworden ist. In Opfingen hat sich in früheren Jahren – und im Winter bis heute – gerne eine der ältesten Storchenfrauen mit Namen Lisa aufgehalten. Mit 26 Jahren liegt sie weit über der durchschnittlichen Altersgrenze von 20 Storchenjahren. "Sie zieht auch nicht mehr weg", berichtet Bickel. Nur der Storchenmann sei in den Süden gezogen. Im vergangenen Jahr besetzte Lisa das Storchennest in Tiengen, dessen Erbauer nach Opfingen-St. Nikolaus weitergezogen war. Dass die Störche nahezu gleichzeitig angekommen sind, wundert den Experten nicht: "Es ist normal, dass sie beim ersten Wärmeeinbruch losziehen."

Auch auf dem Ökonomiegebäude im Schlosspark von Ebnet sind die Störche eingetroffen. "So zutraulich, wie sie sich verhalten, sind es sicher dieselben wie die Jahre zuvor", mutmaßt Schlossherr Nikolaus von Gayling. Mit einer Videoübertragung können Ebneter Schulkinder das Verhalten der Störche studieren. Sobald die Eier gelegt sind, lädt die sogenannte Storchenschule zum "Unterricht" ein. Anmeldung wird erbeten bei der Schlossverwaltung (Tel.  0761/67005) oder bei Storchenbetreuer Hagen Späth (Tel.  0176/8630493 oder Tel. 0761/ 4764895). Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Bickel ist gespannt, wann die Störche eintreffen, die über den Winter nicht nur nach Südeuropa sondern bis nach Marokko, dem Senegal oder nach Togo geflogen sind. Über eine Handy-App, die Signale von Vögeln auffängt, die mit einem Sender ausgestattet sind, weiß er, dass in Marokko zurzeit Aufbruchsstimmung herrscht. "Wenn die Vögel aus Afrika eintreffen, werden sie bei uns keine Freundschaftsbesuche machen, sondern selbst Nester suchen", weiß Bickel: "Dann geht es richtig los."

In Tiengen ist – nachdem sie ihr Winterquartier erneut auf den Flutlichtmasten des Opfinger Tennisvereins hatte – auch in diesem Jahr wieder der Weißstorch Lisa gelandet. Sie löst allerdings nicht nur Begeisterung aus. Die Storchenfrau besteht nach wie vor auf das Nest, das ihr Vorgänger auf einem Vorsprung am Kirchturm vor zwei Jahren selbstständig gebaut hat, als sich die Pläne des Ortschaftsrates zum offiziellen Nestbau auf dem Dach der evangelischen Kirche verzögerten. Kirchenbesucher monieren öfters, dass es schwierig sei, fleckenfrei in die Kirche und auf den Friedhof zu kommen. Dabei ist ein Kranz aus Rebzweigen für ein neues Nest schon längst geflochten und wartet nur auf die "legale" Anbringung auf dem Dach. "Wenn der beauftragte Statiker sein Okay gibt, sagt Ortsvorsteher Maximilian Schächtele, "werden wir dem Storch 2018 ein neues Heim anbieten können."

Bickel kennt noch einige weitere ungewöhnliche Storchennester, die die Tiere in Eigeninitiative gebaut haben. In Neuershausen in der March hat ein Storchenpaar das Nest in eine dicht gewachsene Pappel gebaut: "Ich wundere mich, wie die großen Vögel mit circa zwei Meter Flügelspannweite raus- und reinkommen." Im Mundenhof hat ein Paar auf die Haube eines Sendemastes gebaut, und in St. Georgen sollte ein circa 60 Zentimeter großer Bussard aus Holz die Tiere von einem Strommast fernhalten. "Der Storch hat aber um den Bussard herum gebaut", sagt Bickel. Sendemasten für Mobilfunk oder wie in Schallstadt ein Abspannmast für die Stromversorgung der Züge werden als Bauplatz von den Störchen und meist auch von den Menschen akzeptiert: "Es gibt noch kein Rezept, es zu verhindern." Dazu kommt, dass die Storchenzahl im Breisgau seit den geburtenstarken Jahrgängen von 2009 bis 2012 zugenommen hat. "2010 hatten wir ein starkes Storchen-Babyjahr", sagt Bickel. Die Vielzahl der Nester und Jungvögel gibt ihm Gelegenheit, sein Wissen weiterzugeben. Der erfahrene Storchenkenner lädt Kinder aus den Kitas dazu ein, sich vor dem Storchen-TV im Opfinger Rathaus, Dürleberg 2, mit dem Leben der Störche vertraut zu machen oder selbst einen Kranz für ein Storchennest zu flechten.

Mehr Infos und Kontakt zum Verein "Weißstorch Breisgau" über die Internetseite http://www.weissstorch-breisgau.de

Freiburgs Storchennester

Im Freiburger Stadtgebiet gibt es aktuell 23 Storchennester (2015: 16), verteilt auf die Stadtteile Betzenhausen, Ebnet, Hochdorf, St. Georgen, Mundenhof (zwölf Nester) und die Tuniberg-Ortschaften. Im gesamten Breisgau, Freiburg eingeschlossen, waren es im vergangenen Jahr 116 Nester (2015: 107), am Tuniberg sind es insgesamt sieben, einschließlich Gottenheim und Merdingen.

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