Ein Mann will selbst über seinen Tod entscheiden – darf er das? Die Debatte um die Sterbehilfe ist in Deutschland wieder in vollem Gange.
Übers Sterben spricht Hermann Vetter wie andere über die Vorbereitung einer Geburtstagsfeier. Er ist ein bisschen aufgeregt, hat alles genau geplant und ist erleichtert, dass er mit den Vorbereitungen nicht alleingelassen wird. "Ich will selbstbestimmt mein Leben beenden", sagt der 81-Jährige, der sein weißes wildes Haar mit einer Kordel am Hinterkopf gebändigt hat. Einzelne Strähnen des Pferdeschwanzes tänzeln im Windstrom des elektrischen Heizlüfters.
Selbst im Winter heizt Hermann Vetter, Philosoph im Ruhestand, in seinem Haus in der Nähe von Heidelberg nur die kleine Küche, die anderen Zimmer bleiben kalt. Das spart Ressourcen und ist praktisch, denn Vetter verbringt sowieso viel Zeit am Küchentisch. Dort steht sein rotes Telefon, daneben klappt er den Laptop auf und holt sich die Welt zu sich nach Hause. Seine Ausflüge werden immer seltener. "Nach dem letzten Spaziergang tat mir alles weh", erzählt Vetter, der stolz darauf ist, noch keine Schmerztabletten nehmen zu müssen. Nur die Luft geht ihm ständig ...