Italien

Geerbte Schuld: Wenn der Onkel ein NS-Massaker verübt hat

Sein Onkel war bei der Waffen-SS und 1944 am Massaker von Sant’Anna in Italien beteiligt. Jetzt reist der Neffe Andreas Schendel an den Ort des Verbrechens.  

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Fanatisiert und grausam: Mitglieder einer Waffen-SS-Division beim Fahneneid   | Foto: dpa
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Fanatisiert und grausam: Mitglieder einer Waffen-SS-Division beim Fahneneid Foto: dpa
Gerade eben hat er sich vor den verblichenen Fotos der Kinder, die hier vor 70 Jahren getötet wurden, leergeweint. Doch es ist noch nicht vorbei. Als Andreas Schendel aus der Dorfkirche tritt, wartet Enrico Pieri schon auf ihn. Der Alte blickt nur flüchtig in sein verheultes Gesicht, dreht sich um und zeigt auf einen Weg, der sich in einem Wald verliert. "Hier geht es hoch", sagt er. Flink läuft er voraus, trotz seiner 81 Jahre und des kugelrunden Bauchs, den er vor sich herträgt.
Auf der Höhe eines Felsens, vor der ersten Kreuzwegstation, dreht sich Pieri um und verschränkt die Arme hinter dem Rücken. Sein Gast quält sich hinterher. Er hält den Kopf gesenkt, schaut ins Leere. Mit einer Hand hält er sich an seiner Freundin fest, die andere baumelt vor dem mächtigen Oberkörper, wie bei einer Marionette. Schendel ist fast vierzig Jahre jünger und drei Köpfe größer als der Mann aus der Toskana mit dem verbrannten, faltigen Gesicht. Aber in diesem Moment wirkt er viel kleiner.
Pieri zeigt auf die Bronzetafel neben dem Jesus, der das Kreuz trägt – die erste Kreuzwegstation. Sie zeigt eine Frau, die nach ihrer Ferse greift, während ihr ein Mann in Uniform den Lauf seines Gewehrs in den Bauch rammt. "Das ...

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