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Bei der Pizza geht manchmal noch was daneben

An Bremens Universität lernt ein Roboter Kochen – und entwickelt dabei seine Fertigkeiten anhand eigener Erfahrungen weiter.  

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Boxy beim Pizzabacken  | Foto: Eckhard Stengel
Boxy beim Pizzabacken Foto: Eckhard Stengel
Das mit dem Kleckern muss Boxy noch lernen. Wenn er den Kochlöffel schwingt, um einen Pizzateig mit Tomatensoße und Käseraspeln zu belegen, dann geht manchmal was daneben. Aber Boxy darf das. Denn er ist kein Profikoch, sondern nur ein Roboter. Außerdem ist er gerade mal so alt wie ein Kindergartenkind. Und genau wie ein Dreikäsehoch muss er erst lernen, wie man kleckerfrei kocht.

Boxy tut das im Namen der Wissenschaft. Seine Küchenzeile steht im Labor des Instituts für künstliche Intelligenz (Institute for Artificial Intelligence, kurz IAI) an der Universität Bremen. IAI-Chef Michael Beetz, Professor für Computerwissenschaften, ist hier gleichsam Küchenchef. Sein oberstes Ziel: Haushaltsroboter sollen eines Tages typische Alltagsaktionen ähnlich kompetent ausführen wie der Mensch.

Automatisierte Staubsauger gibt es schon, ebenso Roboter fürs Rasenmähen, Fensterputzen oder Bodenwischen. Doch Beetz und sein Team möchten den Maschinen weit komplexere Handlungsabläufe beibringen – zum Beispiel das Tischabräumen. Dafür müsste ein Roboter erkennen, was er in den Kühlschrank stellen soll, was in den Müll kommt und welche Objekte sich in die Spülmaschine packen lassen. Eine noch ungelöste Herausforderung. Aber Pizza belegen, das klappt schon ganz gut. Auch wenn Boxy dabei ziemlich trödelt. Zehn Minuten braucht er dafür mindestens. Immerhin: Anders als Menschenkinder ist er stets hilfsbereit und gibt keine Widerworte.

Boxy ist eine IAI-Eigenkonstruktion: nicht schön, nicht menschenähnlich, aber wendig und sensibel. Ein Kabel verbindet ihn mit einer Stromschiene an der Labordecke, doch er funktioniert auch mit Akku. Ausgeklügelt konstruierte Räder lassen ihn problemlos in jede gewünschte Richtung fahren. Seine signalroten Arme, zugeliefert von der Robotikfirma Kuka, sind dreigliedrig und sehen fast aus wie Tentakeln. Seine Hände sind zangenförmig, aber nicht grob wie Rohrzangen, sondern ganz feinfühlig, dank eingebauter Sensoren und entsprechender Programmierung.

Als Mensch macht man sich normalerweise keine Gedanken darüber, wie komplex allein schon Greifen ist. Roboter wie Boxy müssen einen inneren Fragenkatalog abarbeiten, damit sie nichts verkehrt machen: Wo muss ich mich hinstellen, damit meine Videokamera das Objekt gut sehen kann? Wie muss ich meine Finger auf dem Objekt positionieren?

Als die Bremer Forscher zur Jahrtausendwende damit anfingen, mit einfacheren Robotern zu experimentieren, da war es noch üblich, alle Handlungsschritte einzeln einzuprogrammieren – ein unglaublich aufwändiger Prozess. Seit 2012 verfolgen sie einen anderen Ansatz, gemeinsam mit sieben europäischen Partnern im EU-Projekt "RoboHow": Sie bringen Robotern bei, sich selbst weiterzuentwickeln, also aus Erfahrungen zu lernen. Die Maschinen mit Internetanschluss analysieren eigene Fehler, ahmen Abläufe aus Erklärvideos nach und können sogar manche Bedienungsanleitung aus dem Internet in Handlungsschritte umsetzen.

Pizza belegen, Popcorn zubereiten - was kommt als nächstes? In Kalifornien hat kürzlich eine Imbisskette einen Roboter zum Hamburger-Grillen eingestellt. In drei bis vier Jahren, schätzt Beetz, werden intelligente Maschinen auch Essen in der Mikrowelle kochen können. Komplett menschliche Arbeitskräfte zu ersetzen, ist nicht sein Ziel. Maschinen als Altenpfleger? Selbst wenn das funktionieren würde, "ist die Frage, ob man das will". Beetz wünscht sich stattdessen Haushaltshelfer, die auf Kommando Essen oder Trinken ans Bett bringen. "Das wäre ein Riesenschritt für die Lebensqualität von Kranken oder Senioren."

Ressort: Bildung & Wissen

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