Street-Art City Freiburg

Der Verein Kulturaggregat holt Alice Pasquini nach Freiburg und Art-Jams stellt im E-Werk aus – Freiburg öffnet sich der Kunst im öffentlichen Raum.  

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Mit Street-Art in Deutschland verbinden die meisten wohl eher Graffiti Hotspots wie Berlin, Leipzig oder Dortmund. Doch langsam aber sicher hält diese urbane Kunstart auch in Freiburg Einzug – zum Glück. Denn was vor einigen Jahren noch als Vandalismus in den Köpfen der Menschen verankert war, gilt heute immer mehr als das, was es ist: öffentliche und für jeden zugängliche Kunst.

Genau das ist auch das Ziel des seit 2014 bestehenden Vereins Kulturaggregat. Bisher engagieren sich hier acht Ehrenamtliche und Künstler mit dem Ziel, Kunst aus Museen und Ausstellungsorten in den öffentlichen Raum zu transportieren. Ihr Weg dorthin führt über Zwischennutzungskonzepte leerstehender Räume, wie etwa beim "Friedrich1" Projekt, der Bespielung eines Abrissgebäudes beim Siegesdenkmal – aus dem sich die Künstlergruppe entwickelt hat. Durch die Schaffung der Freiräume bieten sie Künstlern und Kulturschaffenden jeder Richtung die Möglichkeit, sich an spannenden Orten zu präsentieren. Zur Zeit gastieren sie im Atrium am Augustinerplatz. Bereits seit Oktober nutzen die Künstler einige der sich vor dem Umbau befindenden und deshalb leerstehenden Ladenflächen als Arbeitsräume. Am heutigen Samstag geht Kulturaggregat nun in die Öffentlichkeit und zeigt das wirklich gelungene Projekt "August II". Dazu haben sie zahlreiche Gastkünstler ins Boot geholt. Zehn Studenten der Hochschule für Kunst, Design und populäre Musik Freiburg präsentieren etwa im Erdgeschoss ihre Fotokurs-Abschlussarbeiten, der Graffiti-Künstler und Illustrator Eduard Kasper stellt ebenfalls in einem eigenen Ausstellungsraum aus, zudem wird oben das Illu-Labor zu sehen sein, bei der die Illu-Gruppe die Ergebnisse eines kürzlich veranstalteten öffentlichen Workspace zum Thema Illustrationen und Siebdruck vorstellt.

Eintritt verlangt Kulturaggregat nicht, obwohl der Verein alle Unkosten aus eigener Tasche bezahlt. "Wir verlangen von den anderen Künstlern auch keine Miete, Geld verdienen ist nicht unser Ziel", so Darvin Zulkifli, einer der Ehrenamtlichen. Die Künstler des Kulturaggregats haben ihre Ausstellungsräume im zweiten Stock und zeigen dort auf wunderbare Weise, dass sich Kunstwerke auf der Wand perfekt an Kunst auf Leinwänden anschmiegen können. Noch bis Mitte August ist das Projekt August II im Atrium zu sehen, wie es danach weitergeht, ist noch unklar, da dann der Umbau losgehen soll. "Danach haben wir erst mal noch nichts, wir sind natürlich für Unterstützer sowie Tipps immer dankbar".

Ein Höhepunkt von August II sind die Arbeiten von Alice Pasquini. In Kooperation mit dem italienischen Konsulat in Freiburg konnte die bekannte Street-Art Künstlerin aus Rom gewonnen werden, die Wände des ans Augustiner Museum grenzenden Spielplatzes zu gestalten. "Das Konsulat hat uns sehr unterstützt", so Zulkifli, "sie haben ihren Standort ja auch hier am Augustinerplatz 2 und sind somit nah dran". Den bisher eher unscheinbaren Torbogen ziert seit Donnerstag bereits ein Spray-Werk der besonderen Art, die restlichen Wände werden am Samstag weiter bearbeitet. Dabei legt Pasquini besonderen Wert darauf, ihre öffentlichen Werke der Umgebung anzupassen – und so ziert nun ein verträumtes Mädchen mit Blumen im Haar den Spielplatz. Im Mittelpunkt der Werke der Italienerin stehen meist Frauen. "Jede Frau ist einzigartig, aber sie werden in jeder Kultur immer auf eine bestimmte Weise präsentiert, sexualisiert oder als Mutter-Typ, aber ich stelle Frauen einfach als Frauen dar", so Pasquini. Der Erfolg gibt ihr Recht: Von Australien bis in die USA zieren ihre Werke die Wände. "Die Bilder sind auch lange, nachdem ich wieder weg bin, noch dort." Die Italienerin liebt die großflächige Arbeit an den Wänden. Zwar ist sie auch als Illustratorin und Designerin gefragt, – "mit irgendwas muss man ja sein Geld verdienen" erklärt sie lächelnd – das Herz der Absolventin der Akademie of Fine Arts in Rom schlägt aber für die Arbeit im Freien. "Kunst braucht man nicht wie Essen oder Wasser, aber es ist ein Weg uns auszudrücken", lautet ihr Credo.

Wer dann noch nicht genug von der jungen Künstler-Szene bekommen kann, hat noch bis Sonntag die Möglichkeit, im E-Werk vorbeizuschauen. Dort präsentiert sich das Onlineportal Art-Jams.com. Die Plattform versteht sich als Kunstportal ohne Grenzen zwischen Stilrichtungen und Darstellungsformen und ermöglicht den teilnehmenden Künstlern sich immer wieder auf verschiedenen Events zu zeigen. Hier findet sich alles von klassischer Malerei über Street-Art Kunst – und auch hier ist der direkte Kontakt zu den Künstlern möglich, der Zugang öffentlich und kostenlos. Es bleibt zu hoffen, dass Freiburg offen bleibt für diese bunte, stadtverschönernde und vor allem öffentliche Kunstszene.

August II, Augustinerplatz 2, Sa. 1. Aug. 18 Uhr; Art-Jams, E-Werk, Sa. 1. Aug., So. 2. Aug., 14 Uhr.

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