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Reflexion über das Erbe der Revolution

Street-Art-Projekt und Ausstellung mit Arbeiten des Moskauer Künstlers Igor Ponosov im Freiburger Kunstraum L6.  

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Nach der russischen Revolution wurden die Denkmale der Zaren entfernt, um Platz für die neuen Helden der Sowjetrepublik zu schaffen. Manche wurden zunächst mit Holz verschalt, bevor sie endgültig demontiert wurden, berichtet der Moskauer Künstler Igor Ponosov (Jahrgang 1980), der derzeit im Rahmen der Russischen Kulturtage im Artist-in-Residenz-Atelier der Stadt Freiburg wohnt.

Bei seinem ersten Besuch im April durchstreifte der Urban Art Künstler die Stadt zu Fuß und per Fahrrad. Orte, an denen er auf Interessantes stieß, notierte er in einem kleinen Notizheft. Dabei steht neben Worten wie Kiosk, Skulptur oder Baum stets eine Nummer, die sich auf die jeweilige GPS-Position des Ortes bezieht, die in seiner Uhr eingespeichert ist. Ponosovs Reflexion über das Erbe der russischen Revolution und den Kampf zwischen der künstlerischen Avantgarde, die mit geometrisch-abstrakten Formen Neues schaffen wollte, und den klassisch orientierten Künstlern, die figürliche Monumente für das Proletariat gestalteten, führte zu der Idee, einige Skulpturen im öffentlichen Raum Freiburgs durch Holzverschalungen zu verändern.

Der "Aufwärtsstrebende", eine Bronzeplastik, die am Ende der Insel am Treppenaufgang zum Schwabentor steht, sowie die Bronzeplastiken Homers und Aristoteles’ am Eingang zum Kollegiengebäude I der Universität wurden mit weiß gestrichenen Holzboxen versehen, die die Figuren nicht verdecken, sondern so ummanteln, dass Arme, Füße, Kopf oder Brust hinausragen beziehungsweise zu sehen sind. Derart visualisiert und mit dem Abstand von 100 Jahren gesehen, erscheint der Streit um die richtige künstlerische Form der neuen Republik absurd.

Diese Mischung aus Ernsthaftigkeit und Humor ist durchaus gewollt. Etwa schnitt Ponosov aus Baustellenplanen mit Backsteinoptik Stücke aus und fügte sie zu einem Zeltumhang mit Kapuze für Obdachlose zusammen. In Norwegen versah er dieses Jahr ein Segel eines Segelschiffs mit den unterschiedlich großen Buchstaben eines Sehtests. Für den ursprünglichen Graffiti-Sprayer ist die Frage danach, wer den öffentlichen Raum wie benutzen kann, zentral. Ist Spielen, Tanzen oder Trinken erlaubt? Wem gehört dieser Raum? Wie wird in verschiedenen Ländern damit umgegangen? In Freiburg ist er über die Offenheit und das Interesse der Passanten erstaunt. Aus Moskau kennt er vor allem Ignoranz und Repression. In der Garage des Kunsthauses L6 zeigt Ponosov Collagen, Fotografien, Vorarbeiten und Zeichnungen rund um das Freiburger Projekt.

Ausstellung Garage #17: Kunsthaus L6, Lameystr. 6, Freiburg.

Ressort: Ausstellungen

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