Gesellschaftspolitik
Japan und die Senioren: Alt, älter, einfallsreich
Seniorenheime mit Kindergarten, Pflegeroboter und mehr Geld für Familien: Wie Japan auf eine vergreisende Gesellschaft reagiert
DIE NEUE GROSSFAMILIE
Eine Schnecke aus Stein mit großen Augen wacht am Eingang. Wer sie passiert und das vierstöckige Gebäude betritt, hört Kinderstimmen. Die Knirpse schreien im Foyer, werfen die Arme hoch und schütteln die Oberkörper. Einige Senioren stehen vor der Gruppe von Fünf- bis Sechsjährigen und lächeln, ab und zu strecken sie langsam die Arme hoch. Es ist Morgen, Gymnastikzeit.
Auch Akiko Kaneko hat heute schon Dehnübungen gemacht – zusammen mit Kindern. Jetzt sitzt die 85-Jährige mit blauer Jogginghose und einer roten geblümten Weste auf dem Sofa der Fernsehecke. Sie schwärmt von ihrem Heim mit dem Namen Kotoen. Sie weiß, dass es ein besonderes Heim ist: Kotoen ist Senioren-, Pflegeheim und Kindergarten in einem.
In diesem Haus im Nordosten Tokios ist der Jüngste null, der Älteste 101 Jahre alt. Geht das gut? "Ich habe keine Angst vor den Kindern", sagt Kaneko. ...