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Nach US-Schulmassaker

Aufstand der Generation Columbine

Nach der jüngsten Schießerei an einer US-Schule in Florida mit 17 Toten machen Schüler Druck für strengere Waffengesetze. Landesweit sind Proteste geplant, Präsident Donald Trump bewegt sich.  

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Emma Gonzalez, Schülerin an der Marjory Stoneman Douglas High School, nimmt an einer Protestkundgebung teil. Gonzalez hat das Schulmassaker von Parkland mit 17 Toten überlebt und prangert den Waffen-Lobbyismus in den USA an. Foto: dpa
WASHINGTON. Julia Bishop sitzt in einem Reisebus, das Ziel ist Tallahassee, eine eher schläfrige Stadt, in der gleichwohl das politische Herz Floridas schlägt. Dort tagt das Parlament des "Sunshine State", und Julia Bishop hat sich auf den Weg gemacht, um den Abgeordneten die Meinung zu sagen. Es sind exakt hundert Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland, an der Nikolas Cruz vergangene Woche 14 Teenager und drei Lehrer erschoss, die nach Tallahassee gefahren sind, um Druck zu machen.

Druck, damit sich endlich etwas bewegt im amerikanischen Waffendiskurs, damit die Politik nach kurzem Intermezzo nicht wieder achselzuckend zur Tagesordnung übergeht, wie es zuvor stets der Fall war. Den Kern ihrer Botschaft hat Julia Bishop schon im Bus in Worte gekleidet: "Wenn sie nicht bereit sind, Kompromisse mit mir zu schließen oder mir wenigstens zuzuhören, den Leuten zuzuhören, die sie ja repräsentieren sollen, dann werde ich sie höflich nach ihrem Namen fragen. Und dann werde ich sagen, großartig, bei der nächsten Wahl werde ich nicht für sie stimmen." "An jeden Politiker, der Spenden von der (Waffenlobby-Organisation) NRA annimmt: Schande über euch!", rief auch die Schülerin Emma Gonzales am Samstag bei einer Protestkundgebung.

Ob das Aufbegehren etwas bringt, scheint offen. Bislang dauerte es nach einem Schusswaffenmassaker in aller Regel nur ein paar Tage, allenfalls Wochen, bis man in Washington wie in der Provinz wieder in den alten Trott verfiel. Doch die Vehemenz, mit der die Schüler aus Parkland im Fernsehen, auf Kundgebungen und in sozialen Medien ihr Anliegen vertreten, macht Eindruck. Der Schauspieler George Clooney und seine Frau Amal etwa spenden eine halbe Million Dollar, um am 24. März einen "Marsch für unsere Leben" in der US-Hauptstadt zu unterstützen. Auch Oprah Winfrey und Steven Spielberg erklären sich solidarisch.

Am 14. März werden Schüler überall in Amerika vormittags um zehn Uhr ihre Klassenzimmer verlassen, 17 Minuten lang, eine Minute für jedes Opfer der Gewaltorgie im Süden Floridas. Diesmal laufe es vielleicht anders, hofft Faith Ward. Ward, zwölfte Klasse, rechnet sich explizit der Generation Columbine zu, der Generation jener Amerikaner, die nach dem Amoklauf an der Columbine High School 1999 in Colorado zur Welt kamen, einem Verbrechen, das seither allzu oft Nachahmer fand. "Ich wurde dreizehn Monate nach Columbine geboren, und alles was ich kenne, ist diese Kultur, dass man ohne jeden Grund niedergemäht wird", redete sich Ward ihren Frust von der Seele. "Und diese Kultur von Leuten, die sagen, ach, lasst uns drei Tage lang Gedanken und Gebete senden, dann haken wir das ab."

Unter dem Druck der Proteste sieht sich auch Donald Trump gezwungen, den Pfad der Gedanken und Gebete, verbunden mit Nichtstun, zu verlassen. Zumindest in der Ankündigung. Der Präsident stellt erste Schritte in Aussicht. "Wir können nicht einfach Dinge beschließen, die uns das Gefühl geben, dass wir einen Unterschied machen. Wir müssen tatsächlich einen Unterschied machen", sagte Trump, als er seinem Justizminister Jeff Sessions vor laufenden Kameras den Auftrag gab, an neuen Direktiven zu feilen.

Zum einen sollen sogenannte "bump stocks" verboten werden, relativ billige Bauteile, die aus halbautomatischen Waffen de facto Maschinengewehre machen. Stephen Paddock, der im Oktober in Las Vegas 58 Menschen tötete, benutzte einen solchen Kolbenaufsatz. Zum anderen setzt sich der Präsident – zumindest verbal – für Paragrafen ein, die Pannen beim Umgang mit dem Zentralregister für Waffenkunden auf ein absolutes Minimum beschränken sollen.

Den meisten Demokraten geht das nicht weit genug. Sie verlangen die Neuauflage eines Verbots von Sturmgewehren, wie es schon einmal ein Jahrzehnt lang in Kraft war. 1994 unter Bill Clinton verfügt, lief es 2004 unter George W. Bush aus. Als es zu Wochenbeginn im Parlament Floridas zur Debatte stand, behielten die Bremser die Oberhand.

Ressort: Ausland

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