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SC Freiburg

Amir Abrashi ist mit Albanien bei der EM 2016 dabei

Schritt auf die große Fußballbühne: Freiburgs Mittelfeldspieler Amir Abrashi hat sich mit Albanien für die EM 2016 qualifiziert. Für die kleine Fußballnation ist das eine außergewöhnliche Leistung.  

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Amir Abrashi ist beim SCF zum Leistung...ür Albanien hat er bisher bestritten.   | Foto: ake
Amir Abrashi ist beim SCF zum Leistungsträger geworden. 15 Länderspiele für Albanien hat er bisher bestritten. Foto: ake
Es bedarf im Grunde gar keiner Worte, um am Montag zur Mittagszeit zu erkennen, dass Amir Abrashi bester Laune ist. Das hängt in erster Linie damit zusammen, dass der Sportclub Freiburg am Sonntagnachmittag die SpVgg Greuther Fürth mit 5:2 Toren besiegt und die Tabellenführung in der zweiten Fußball-Bundesliga übernommen hat. Aber auch damit, dass Abrashi im kommenden Jahr seinen Sommerurlaub penibel wird planen müssen. Einfach der Laune freies Spiel lassen und irgendwohin reisen, das wird nicht gehen. Zumindest nicht zwischen dem 10. Juni und dem 10. Juli. Diesen Zeitraum hat Abrashi schon mal geblockt. Er ist dann nämlich in Frankreich. Nicht um Ferien zu machen, sondern um Fußball zu spielen. Mit der albanischen Nationalmannschaft hat sich der gebürtige Eidgenosse und Sohn albanischer Eltern für die Europameisterschaft qualifiziert. Und das ist mehr oder weniger eine Sensation.

Nörgler werden einwenden, dass die Teilnahme Albaniens auch dem Umstand geschuldet ist, dass 2016 erstmals 24 Mannschaften um die europäische Fußballkrone spielen – und nicht 16, wie bislang. Abrashi ficht dies aber nicht an. "Wir haben hinter Portugal den zweiten Rang in der Gruppe 1 geschafft und dabei Mannschaften wie Dänemark und Serbien hinter uns gelassen. Das muss und erst einmal einer nachmachen."

Hinter diesen Worten steckt eine Menge Stolz. Und wenn der defensive Mittelfeldspieler vom 1:0-Sieg im September 2014 zum Auftakt der Qualifikation im portugiesischen Aveiro berichtet, dann glänzen seine Augen noch heute. Es folgte im Monat darauf ein 1:1 zu Hause gegen Dänemark, "und da haben wir angefangen zu ahnen, dass da etwas gehen könnte", erzählt Abrashi.

Drei Tage später fand dann das Spiel in Serbien statt, das reichlich Schlagzeilen lieferte. Dergestalt, dass es hinterher mit 3:0 für die Albaner gewertet wurde. Am grünen Tisch. Referee Atkinson aus England hatte die Partie abgebrochen, nachdem eine an einer Drohne aufgehängte großalbanische Flagge durchs Belgrader Stadion geflogen kam. Eine aus serbischer Sicht ungeheuere Provokation. Seit den kriegerischen Auseinandersetzungen, die in den 90er-Jahren zum Zerfall Jugoslawiens führten, stehen sich die unterschiedlichen Ethnien vielfach noch immer misstrauisch gegenüber. Fußballspiele gelten da als besonders heikel.

Dass damals ausgerechnet der für Serbien spielende Stefan Mitrovic die Fahne aus der Luft fischte, ist eine ganz besondere Fußnote in der Geschichte. Mitrovic war damals Spieler des SC Freiburg, Abrashis Vorgänger sozusagen.

Premierminister wartet am Flughafen

Mit einem 3:0-Sieg in Armenien beendeten die Albaner schließlich die für sie so erfolgreiche Qualifikation. Tausende Fans empfingen das erfolgreiche Team bei der Rückkehr in Tirana, Premierminister Edi Rama war zum Empfang eigens zum Flughafen geeilt, Staatspräsident Bujar Nishani traf das Team später in der Stadt. Eindrücke, so Abrashi, "die einmalig sind". Die Begeisterung der Menschen, die überbordende Freude, das werde er nie mehr vergessen.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt sah sich Abrashi in seiner Entscheidung bestätigt. Eigentlich hatte er sich ja eine Zukunft in der Schweizer Nati ausgemalt. Doch nach zahlreichen Spielen für die Schweizer U-Jahrgänge ließ die Beförderung in das A-Team auf sich warten. Mit dem damaligen Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld hat Abrashi deshalb das Gespräch gesucht. Doch der Lörracher in Diensten des Schweizer Fußballverbandes vertröstete Abrashi auf die Zeit nach der WM 2014. Dann, so Hitzfeld, "werde es einen Schnitt geben".

Doch so lange wollte sich Abrashi nicht gedulden, zumal die Vertreter des albanischen Fußballverbandes "herzlich und mit viel Nachdruck" um ihn warben. Also ist er nach Tirana geflogen – was insbesondere, wie er sagt, "meine dortige Verwandtschaft großartig gefunden hat".

Auf 15 Länderspiele hat er es mittlerweile gebracht, die EM hat er vor Augen. Besser, so sagt er, hätte es sportlich für ihn gar nicht laufen können. Zumal der zweisprachig aufgewachsene Abrashi auch vertaute Töne bei der Nationalmannschaft nicht missen muss. Im Kader des italienischen Trainers Giovanni De Biasi finden sich zahlreiche in der Schweiz spielende und aufgewachsene Albaner, ein paar Deutsche ebenfalls. Das Sprachgemisch ist deshalb im albanischen Team "ein sehr buntes".

Was ihn bei der EM erwartet, darüber hat sich Abrashi noch nicht den Kopf zerbrochen. Noch überwiegt die Freude darüber, sich überhaupt mit den besten Spielern Europas messen zu dürfen; "ein Riesending, für mich immer noch unglaublich". Nur eines, so glaubt er, könne seine Gefühlslage noch übertreffen: "Wenn ich mit dem Sportclub den Aufstieg in die erste Liga schaffe."

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