Dialektserie
„Alemannische Wörter treffen es einfach besser auf den Punkt“, sagt Franziska Elble aus Offenburg. Die 23-jährige Erzieherin ist an Fastnacht als Narrenmutter unterwegs und liest aus dem Narrenblättle den neusten Klatsch und Tratsch vor. „Ich amüsiere mich immer, wenn Leute aus Norddeutschland kommen und uns nicht verstehen“, sagt sie.
„Wenn man Alemannisch hört, spürt man, dass man daheim ist.“, sagt Wolfgang Himmelsbach. Der 59-Jährige Ingenieur aus Seelbach ist mit Dialekt aufgewachsen und spricht ihn zu jeder Gelegenheit. „Nur wenn mich mein gegenüber nicht mehr versteht, wechsel ich vorsichtig ins Hochdeutsche.“
Ralf Busch kommt aus Wyhl am Kaiserstuhl, lebt aber schon seit Jahren in Nürnberg. Seinen Heimatdialekt hat der 45-Jährige trotzdem nicht vergessen - schon deshalb, weil er Sänger der Mundart-Rocker von „Fisherman's Fall“ ist. „In der Fremde rede ich Hochdeutsch, so gut ich kann“, sagt er. „Ich bin ein fließender Umschalter. Sobald ich mit Leuten aus Baden-Württemberg zusammen bin, rede ich Wyhlerisch - manchmal auch gepflegtes Wyhlerisch.“ Dialekt ist für den Physiker, der in einer IT-Firma arbeitet, ein Muss. „Er ist meine Muttersprache“, sagt Busch, „und ich kann mich damit am natürlichsten und unverstelltesten, aber auch am klarsten ausdrücken.“
Gabriel Naas, geboren in Guémar im Elsass: „Leider habe ich das Gefühl, kaum noch Elsässisch sprechen zu können.“ Der 59-Jährige arbeitet seit 40 Jahren bei der Badischen Zeitung in Freiburg, lebt aber weiterhin im Elsass, in Grussenheim. Er sagt: „Ich habe so viel mit Deutschen zu tun, da schleift sich der Dialekt ab.“
„Der alemannische Dialekt ist eine sehr herzliche Sprache, die viel Wärme ausdrückt“, sagt Gerold Zink aus Endingen. Der 53-jährige Redaktionsleiter der Badischen Zeitung mag den Dialekt einfach. „In der Familie sprechen wir immer, wie uns der Schnabel gewachsen ist“, fügt er hinzu. Bei Personen, die keinen Dialekt verstehen, spricht er allerdings Hochdeutsch.
„Badisch klingt's besser“, sagt Werner Frey aus Denzlingen. Seit 63 Jahren wohnt er in Denzlingen, er arbeitet als Installateur und Blechner bei der Gemeinde.
Sie spricht, wie ihr der Schnabel gewachsen ist - nämlich Ihringerisch. Die 63-jährige Helga Ortolf ist nichts anders gewohnt, sie lebt in ihrer Sprache so, wie sie in Ihringen, dem Winzerort auf der Südseite des Kaiserstuhls lebt - mit ganzer Seele. Im Dorf legendär sind ihre selbstgebackenen Kartoffellebkuchen, mit denen die Hausfrau und Winzerin bereits im Backwettbewerb der Badischen Zeitung vor drei Jahren unter den Gewinnerinnen war - eine Spezialität, die nach ihrer Ansicht - anders als ihre Sprache - nichts mit der Region zu tun hat.
Für Peter Kalchthaler, Mitglied des Alemannischen Instituts Freiburg, gehört das Dialektsprechen zur Identität. „Es ist etwas, das verschiedene Schichten miteinander verbindet und die Menschen auf die gleiche Ebene bringt“, sagt das 56-jährige Leiter des Museums für Stadtgeschichte. Er ist am Annaplatz in der Wiehre aufgewachsen und wohnt mittlerweile im Stadtteil Waldsee.
„Dialekt ist mir wichtig, um unsere heimatliche Sprache zu pflegen“, sagt Paul Wangler aus Eisenbach. Für den 72-jährigen Rentner und früheren Feinmechanikermeister ist das Hochdeutsche der Dialekt. „Ich spreche meine Muttersprache“, sagt er.
„Ich muss meine Sprache nicht verheimlichen“, sagt Klaus Gutmann. Der 73-jährige Friseurmeister aus dem Münstertal spricht in seinem Geschäft Alemannisch. Hammerstrumpf statt Schinken oder Hoogestock statt Spazierstock: Kunden freuen sich, wenn sie bei ihm alte Dialektworte hören, die sie lange Jahre nicht mehr vernommen haben, sagt Gutmann.
„Ich probiere, mit dem Dialekt durchzukommen“, sagt Christian Kaeser aus Rickenbach. Der 44-jährige kaufmännische Angestellte wechselt bei beruflichen Telefonaten erst ab Frankfurt aufwärts ins Hochdeutsche. „Ich bin Alemanne durch und durch“, sagt er. Dazu gehört für ihn auch der Dialekt.
„Bei uns in der Gegend wird praktisch nur Dialekt gschwätz“, sagt die 68-jährige Rentnerin Ursula Kramer. „Früher hatten wir manchmal Feriengäste auf dem Hof, da musste ich dann Hochdeutsch sprechen, dass sie mich verstehen“, meint die ehemalige Landwirtin aus dem Löffinger Ortsteil Neuenburg. „Aber Dialekt ist mir geläufiger.“
Waltraud Röttele arbeitet in ihrer Heimatstadt Kandern in einem Sportfachgeschäft. Mit Kunden unterhält sich die 54-jährige gerne auf Dialekt. Wenn notwendig, kann sie aber natürlich auch auf Hochdeutsch umschwenken. Doch das Alemansiche geht ihr einfacher über die Lippen. Sie sagt: „Dialekt ist für mich ein Stück Heimat.“
„Alemannisch ist meine Muttersprache“, sagt Gertrud Pfitzer. Die 77-jährige Rentnerin aus Badenweiler behauptet von sich, sofort zu hören, wenn jemand Hochdeutsch spricht, obwohl er Alemannisch beherrscht. Dann antwortet sie konsequent auf Alemannisch.
Brigitte Schacher ist 36 Jahre alt und stammt aus Schluchsee. Sie arbeitet auf dem Rathaus und spricht gerne Dialekt, einfach, weil es ihr gefällt. „Aber wenn's sein muss, kann ich natürlich auch Hochdeutsch sprechen.“
Christian Kunz ist seit 15 Jahren Kellner im Lörracher Traditionscafé „Pape“. Mit der Kundschaft plaudert der 42-Jährige gerne auf Alemannisch. Das macht vieles einfacher und kommt auch bei den Schweizer Gästen gut an. „Dialekt ist, wenn man sprechen kann, wie einem der Schnabel gewachsen ist.“
„Die Muttersprache ist einfach ein Stück Heimat“, sagt Johanna Waßmer. Die 69-jährige Rentnerin aus dem Bad Säckinger Ortsteil Rippolingen findet es schade, dass in Kindergärten und Schulen so wenig Alemannisch gesprochen wird. „Es ist einfach wichtig, die Muttersprache zu pflegen.“