Jugendliteratur
Zwei junge Helden in zwei Kinderromanen wollen ihre Mütter aus dem Gefängnis holen
Benjamin Tienti hat mit "Salon Salami" ein beeindruckendes Debüt geschrieben. Simon van der Geests erzählt eine aberwitzige Geschichte in „Das geheime Logbuch, das magnetische Mädchen und eine fast brillante Erfindung“.
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So wie die zwölfjährige Hani in Benjamin Tientis beeindruckendem Debüt "Salon Salami". Sie steht mit gezücktem Tomatenmesser am Sparkassen-Schalter und brüllt "Überfall!" in die verdutzte Menge. Klar landet sie wenig später bei Polizei und Jugendamt, schweigt dort aber hartnäckig. Erst auf dem Sofa von Sozialarbeiterin Mira begründet Hani ihre hirnrissige Aktion damit, unbedingt ins Gefängnis zu wollen. Warum? Was ist passiert? Das lässt Tienti seine Heldin nach dieser filmreifen Anfangsszene selbst erzählen: Mit quicklebendiger Stimme, Galgenhumor und in bilderreicher Sprache. Dabei wird schnell klar, dass diese Hani Salami alias Salmani nicht nur eine sehr genaue Beobachterin ist, sondern auch eine ausgesprochen eigenwillige und starke Persönlichkeit.
Und das ist gut so: Seit Monaten ist ihre Mutter angeblich auf Dienstreise, ihr Vater hat mit seinem Friseursalon alle Hände voll zu tun, bis zur Überforderung kümmert sich Hani um den kleinen Bruder. Als sie durch Zufall erfährt, dass Mama im Knast in Lichtenberg sitzt und Onkel Ibos krumme Hinterzimmer-Geschäfte Schuld daran sind, hat sie genug von der Geheimniskrämerei der Erwachsenen. Mit Miras Hilfe tüftelt sie an einem tollkühnen Coup, der alles wieder zum Guten wenden soll. Eine turbulente Familiengeschichte aus dem Berliner Multikulti-Milieu, mit viel Herz und auf Augenhöhe erzählt. Barbara Jung zeichnet dazu pfiffige Vignetten.
Auch der Protagonist von Simon van der Geests spannendem Roman "Das geheime Logbuch, das magnetische Mädchen und eine fast brillante Erfindung" hat eine aberwitzige Geschichte zu erzählen: Sitzt Ros Mutter doch seit Monaten im Gefängnis, weil Museumsdirektor Dubbelman behauptet, sie habe als Putzfrau das Logbuch eines berühmten Polarforschers aus der Vitrine gestohlen. Die dürftigen Beweise: fehlende Einbruchspuren, Tatzeit und ein viel zu großer Schuhabdruck. Für Ro ist so viel Ungerechtigkeit unerträglich, und so beschließt er, seine Mutter zu befreien. Ein schier unmögliches Vorhaben, liegt das Gefängnis doch auf einer best bewachten Insel, die nur einmal pro Woche per Besucherfähre zu erreichen ist. Zum Glück ist Ros bester Freund Archie ein genialer Tüftler, der mit Feuereifer Ausbruchspläne schmiedet. Aber erst zusammen mit der großherzigen Lela – und dank ihrer mit fast der ganzen Klasse – gelingt das größenwahnsinnige Projekt: Unzählige alte Campingzelte, Nähmaschinen, ein kompliziertes Steuerungssystem, 20 000 Liter Helium, dann eine stockdunkle Nacht und der richtige Wind – und ihr Ballon schwebt nach wochenlanger Arbeit wirklich hoch in der Luft. Vor einem Happyend gibt es aber noch gewaltige Turbulenzen. Ein verrücktes und großartiges Abenteuer.
Simon van der Geest: Das geheime Logbuch, das magnetische Mädchen und eine fast brillante Erfindung. Roman. Aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler. Thienemann Verlag, Stuttgart 2017.176 Seiten. 11,99 Euro. Ab 10.
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