Tage der Angst, Momente der Sehnsucht
FAMILIENDRAMA: "Sommerhäuser", das preisgekrönte Spielfilmdebüt der Münchnerin Sonja Maria Kröner.
Ulrich Sonnenschein
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Alles in allem passiert aber nicht viel im preisgekrönten Spielfilmdebüt "Sommerhäuser" der 1979 in München geborenen Regisseurin Sonja Maria Kröner – die flirrende Hitze ist ebenso Teil des Ensembles wie der abwesende Nachbar, der nicht nur in seiner Bedrohlichkeit an Arthur Boo Radley aus Robert Mulligans Verfilmung "To Kill a Mockingbird" erinnert. Selbst wenn sich Kröner gelegentlich beim Zeitkolorit vertut – in den Siebzigern sprachen Kinder noch nicht von Deko und die Panik vor Cholesterin kam erst in den Achtzigern aus den USA –, ist ihr Film eine stimmige Choreografie des Kleinkriegs zwischen Geschwistern, Tanten und Schwägerinnen, den ein finaler Schlag abrupt beendet.
Das familiäre Geplänkel, bei dem weder Laura Tonke noch Mavie Hörbiger oder Günther Maria Halmer herausstechen, ruft Erinnerungen an eigene Familientreffen wach. Die 70er Jahre waren das letzte Jahrzehnt vor der Explosion der Neuen Medien; damals kannte man noch Langeweile, die Zeit tröpfelte, so dass die Fantasie sich Bahn brechen konnte. Natur ist hier genau zwischen domestiziertem Kleingarten und wilder grüner Hölle inszeniert, und die Puppenköpfe, die der Nachbar in seine Bäume gehängt hat, haben etwas Dämonisches.
Man braucht eine gewisse Zeit, um die Figuren zu ordnen und die Verwandtschaftsverhältnisse zu verstehen, aber vielleicht ist das gar nicht so wichtig. Hier geht es um Momente der Sehnsucht. Während die Tante sich beim Nacktbaden die Haut verbrennt, die Eltern zweier Kinder einfach nur ein bisschen Geld erben wollen und die alleinstehende Schwester mit dem Tod der Mutter klarkommen muss, sehnt sich ein uneheliches Kind danach, dass Papa zu seinem Geburtstag kommt. Die Mutter hingegen wünscht sich ein Top von Dior. Etwas, das ihr der Liebhaber problemlos finanzieren kann. Zufrieden aber ist keiner. Porös sind die Beziehungen, und in den Rissen lauert die Katastrophe.
Am Ende scheint alles nicht so wichtig gewesen zu sein, aber das erklärt Kröner nicht mehr. Überhaupt wird wenig erklärt, Bilder und Szenen sprechen ihre eigene Sprache, und die Dialoge gehen über Banalitäten kaum hinaus. Dass der Film dennoch packend bleibt, dass man sich gruselt vor dem eigenen Alltag, das ist seine große Leistung.
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