Tiere

Bei der Aufnahme von Straßenhunden ist Vorsicht geboten

Straßenhunde aus dem Ausland aufzunehmen ist zwar eine gute Tat, kann aber auch Probleme bringen.  

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Von der Straße in eine Familie – das geht nicht immer gut aus.   | Foto: dpa
Von der Straße in eine Familie – das geht nicht immer gut aus. Foto: dpa

BONN (dpa). Wer einen Straßenhund aus Süd- oder Osteuropa bei sich aufnimmt, kann Glück haben und ein tolles Tier sein eigen nennen. Aber die Sache kann auch schwierig werden, denn der Hund kennt weder ein Familienleben noch das Leben in einer geschlossenen Wohnung. Der Tierschutzbund hält deshalb die Hilfe in den Heimatländern der Hunde für sinnvoller.

Als Christina Hammann aus Nordrhein-Westfalen die spanische Hündin Gina zum ersten Mal sah, war Gina sehr dünn, sie hatte Wunden. Sie war von Tierschützern nach Deutschland zu einer Pflegestelle gebracht worden. 350 Euro hat Hammann an die Tierschützer für Gina bezahlt. Nach Auskunft des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn liegen die Preise für einen Hund aus dem Ausland meist zwischen 150 und 400 Euro.

Bei der Aufnahme von Straßenhunden aus Süd- oder Osteuropa ist Vorsicht geboten. "Diese Tiere sind oftmals ängstlich und abwehrend. Sie haben kein Interesse an engem Kontakt und fühlen sich in Wohnungen unwohl", zählt die Verhaltensbiologin und Hundetrainerin Ariane Ulrich vom Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater auf. Die Tiere können zum Streunen neigen, auch ein ausgeprägtes Jagdverhalten ist nicht ungewöhnlich.

Schließlich stammen die Tiere aus einem ganz anderen Umfeld als hierzulande. Sie leben oft als Straßenhunde. Ihr Futter müssen sie sich suchen oder jagen. Einige leben in Rudeln zusammen, viele sind als Einzelkämpfer unterwegs. Je nachdem, welche Erfahrungen sie gemacht haben, tun sie sich schwer, Menschen zu vertrauen. Das kann schon bei jungen Hunden der Fall sein. Sie dürfen wegen der Tollwut-Impfpflicht erst ab einem Alter von 16 Wochen nach Deutschland gebracht werden. Die wichtige Sozialisierungsphase ist dann schon abgeschlossen. "Es kann sein, dass sie bereits schlimme Erfahrungen machen mussten und Traumata entwickelt haben", sagt Ulrich. Die Tiere seien sehr unsicher und könnten aggressiv werden.

Der Tierschutzbund ist ohnehin kein Freund davon, Tierschutzhunde aus Süd- oder Osteuropa nach Deutschland zu holen. Dies sei der falsche Ansatz, sagt Pressesprecher Marius Tünte. Den Straßenhunden werde damit nicht unbedingt ein Gefallen getan, denn oft hätten sie sich an die Bedingungen gewöhnt. Viel besser sei Hilfe vor Ort. Wer sich trotzdem für die Aufnahme solcher Hunde entscheidet, sollte sich auf Schwierigkeiten einstellen. "Sind die Hunde auf der Straße groß geworden, ist es oft schwierig, sie an eine Wohnungshaltung mit engem Kontakt zu Menschen zu gewöhnen", erklärt Tünte. Außerdem bedeute der lange Transport aus ihrer Heimat nach Deutschland großen Stress. Ist die Entscheidung für den Hund gefallen, sollte ihm viel Zeit für die Eingewöhnung gegeben werden. Auch ein Hundetrainer könne helfen.

Es gibt auch Organisationen, die Tiere wie in einem Katalog vermitteln. "Solche Hunde sind Überraschungseier, man kann kaum wissen, was einen erwartet", meint Hundetrainerin Ulrich. Zumindest für unerfahrene Hundehalter sei dies nicht der richtige Weg.

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