Die Narren sind los!
Geister, Biber, Scheichs: Der Hochschwarzwald wartet am Schmutzigen Dunschdig mit kreativen Kostümen und Einlagen auf. Eine Übersicht.
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"Seegeischt, Seegeischt, s’isch so wit, jetzt isch widder Narrezit", rufen die Narren über den Titisee. Aus einer dichten Rauchwolke tauchte der Seegeist schließlich auf dem Steg auf. "Narri" grüßt er die Büxe Hexe, Hefeloch Blätzer, Seeräuber, Seemer Wiiber und sonstige Narren, die ihn aus dem See gerufen haben. "Es tönt die Narrenmusik aus jedem Eck, das Narrenherz ist neu erweckt", eröffnet er, nachdem er Freddie Mercury, Bürgermeister Gerrit Reeker, in Empfang genommen hat. Während Zimmermänner, "egal wo man sie her kriegt", den Narrenbaum am Roten Platz aufstellen, moniert er närrisch über bestimmte Feriendomizile und Parkplatzsituationen in Titisee. Reeker reagiert gefasst: "Als Bürgermeister habe ich in der närrischen Zeit nichts mehr zu sagen. Wenn der Baum steht, sehen wir uns nach Aschermittwoch wieder." Zudem werden Manfred Fehr und Georg Faller geehrt. Sie haben sich jahrelang, man könne es gar nicht genau sagen, um den Narrenbaum gekümmert und übergaben in diesem Jahr an die jüngere Generation.
Auch in Biber- pardon, in Hinterzarten, wurde am "Schmotzige Dunschdig" die Hoch-Zeit der Narretei eingeläutet. Pünktlich um 11.11 Uhr zogen die Zünfte "Latschari-Blaari" und "Moos-Knodle" über den Schulhof vor das Rathaus. Dieses wurde in "Biber-Burg" umbenannt. "Wir haben mal ein Thema aufgegriffen, was auch die Gesellschaft etwas spaltet. Man muss es manchmal auch von der lustigen Seite nehmen, dafür ist die Fasnet da", erklärte der Rathauschef vor der Biber-Burg. Und auch für alle, die die Hochschwarzwaldgemeinde am Donnerstag angefahren haben, war das neue Ortsschild "Biberzarten" am Ortseingang unschwer zu erkennen. Im kleinen Gefängnis-Wägele wurde der Bürgermeister zum Kurhaus gezogen. Timo Völkle (Latschari-Blaari) und Daniel Hensler (Moos-Knodle" sprachen schließlich das närrisch musikalisch umrahmte Urteil für den Schultes. Mit dem obligatorischen Abschneiden der Krawatte sowie der symbolischen Übergabe des Rathaus-Schlüssels ruht der Verwaltungsbetrieb bis Aschermittwoch.
FELDBERG
Kurz vor seiner Entmachtung betätigte sich Feldbergs Bürgermeister Johannes Albrecht noch als Prophet: "Ab 11 Uhr ist es trocken", sagte er und lag richtig. Dem nicht genug, denn es zeigte sich dazu noch die Sonne. Apropos Prophezeiung: Vielleicht sollte Albrecht sich das Wahrsagen als Nebentätigkeit zu seinem Amt genehmigen lassen, denn wenn er so die kommenden Winter vorhersagen kann, dann wäre die Gemeinde um ein paar Sorgen ärmer. Aber daraus wird wohl nichts, und wenn am Aschermittwoch die Amtsstuben wieder besetzt sind, dann ist die Arbeit noch die gleiche, denn die Narren haben zwar den Rathausschlüssel, schließen aber lieber von außen ab, denn Akten bearbeiten, das ist dem Narr doch eher fremd.. …
EISENBACH
Hochstimmung pur herrschte im Eisenbacher Rathaus, alle Zünfte der Gesamtgemeinde sowie die Kolme-Wiber aus Schwärzenbach versammelten sich hier. Die gesamte Rathauscrew, das im Hippie-Stil verkleidet war, lud ein zu einem Gläschen Sekt. Allen voran war der Bergmannschef Manuel Peghini, der gleich zu Beginn seiner Ansprache lobend auf die angenehmen Temperaturen im Rathaus einging und meinte, dass es hier nicht so kalt sei wie bei der Gemeinderatssitzung in Schollach, wo nur 18 Grad Celsius gemessen wurden. Bürgermeister Karlheinz Rontke verkündete: "Mal dagege, mal dafür, mal laut, mal leis, bei Wahlen oft schnell auf dünnem Eis, doch heut isch Fasnet, Politik isch egal, singen wir lieber einen närrischen Choral."
LÖFFINGEN
Wenn Hausmeister und verwelkte Blumen, Zebras und Mafiosi zusammen feiern, dann ist Fasnet im Ösch. Die 20er transportierten in Begleitung der Stadtmusik, des Narrenrats und der Hansele den Narrenbaum ins Städtle, wo sie ihn mit der Narrenpolizei vor dem Café Fuß in die Senkrechte brachten. Bereits frühmorgens machten sie sich mit dem Förster in Richtung Wald, wo das Wahrzeichen der Fasnet fachmännisch gefällt und von Zimmermeister Axel Fehrenbach ins Städtle transportiert wurde. Das Schälen und Schmücken oblag dann wieder den 20ern. Frederik Faller war in diesem Jahr der "Kletterkünstler", der in luftiger Höhe das Sicherungsseil löste. "Linke Hand aufs rechte Herz, rechte Hand auf die Laterne!", leisteten die jungen Leuten anschließend ihren Schwur auf die Laterne. Der entmachtete Bürgermeister Tobias Link machte als Obelix, dem Held seiner Kindheit, eine recht ansehnliche Figur. "Im Rothuus soll es manchmol weng eckig zuegau", hat Laternenbruder Franz Scholz erfahren. Daher überreichte er dem Bürgermeister einen Gummireifen, damit es bald wieder rund läuft.Christa Maier
LENZKIRCH
Rund 150 Närrinnen und Narren warteten in Lenzkirch auf den Sturm aufs Rathaus. Narrenvater Helmut Haberstroh ließ in Versen seiner Kritik freien Lauf. Mahnend erinnerte er daran, was in der Kurgemeinde alles schieflaufe, wie etwa die zahlreichen Straßensperrungen im vergangenen Jahr, Probleme mit dem schnellen Internet und der Zwist ums Kappler Bad. Er forderte den Stadtfürsten "Andrew Mac Graf" (Bürgermeister Andreas Graf) auf: "Gib den Rathausschlüssel her." "Ich arbeite Tag für Tag fleißig in diesem schönen Haus", rechtfertigte sich der Rathauschef. Dennoch musste er hinnehmen, dass ein Dengele behände die bereitgestellte Leiter erklomm und mit einem kräftigen Schlag das zuvor präparierte Fenster im ersten Stock zum Bersten brachte. Angesichts roher Gewalt und der Übermacht an Narren auf dem Rathausplatz, gab Lenzkirchs schottischer Lord alsbald klein bei. Zum Zeichen seiner Entmachtung schwang er die weiße Fahne, übergab die Schlüssel zum Rathaus und wurde in Handschließen von der Narrenpolizei abgeführt. Bis Dienstag werden sie die Herren im Lenzkircher Rathaus sein.
FRIEDENWEILER/
RÖTENBACH
Gemäß dem diesjährigen Motto "Hofstaat, Gaukler und noch mehr, im Königreich Retäbach gefällt’s allen sehr", hatten sich in Friedenweiler-Rötenbach alle in Schale geworfen. So zogen die 20er des Narrenverein Rötenbach als flotte Musketiere durch die Gassen. Kaum hatten diese das Rathaus verlassen, stürmten auch schon die Rötenbacher Narren in Begleitung einer Abordnung des Friedenweiler Narrenvereins das Rötenbacher Schloss (Rathaus). Lautstark voran die Narrenkapelle (MV Rötenbach), die mit schmissiger Musik alle in Stimmung brachten. Auch die Rathausbediensteten waren Motto gemäß gekleidet. Allen voran Dschungelkönig Josef Matt, mit Äffchen auf der Schulter, der seiner Entmachtung recht gelassen entgegenblickte. "Zwölf Jahre lang, ganz still und leis’, regierte ich", so Dschungelkönig Matt, "doch heut bin ich heiß auf närrische Zeiten, voll Elan und Pracht, denn heute fühle ich mich fürs König sein gemacht." Und: "Das Schloss ist heut fest zugemacht – ich zieh hinaus in die Gassen, voller Macht."
ST. MÄRGEN
Nebel, Wind und Kälte schreckten die närrischen Zuschauer am Schmutzigen Dunstig aber überhaupt nicht, als die Betzitglunki sich bereit machten, um die 17 Meter lange Fichte hoch zu hieven. Muskelkraft und Zentimeterarbeit waren beim Narrenbaumstellen am Dorfbrunnen gefragt. "Hau ruck, hau ruck", so feuerten die ganz kleinen Besucher die tatkräftigen Männer und Frauen an, die mit dicken Handschuhen geschützt den Stamm in die Höhe stemmten, lange Stange immer wieder neu positionierten oder das Seil in die richtige Richtung zogen. Geduldig saß indes Jonny auf einem Schneehaufen. Das Maskottchen soll nicht nur die Betzitglunki sicher durch eine feierfreudige Fasnacht führen. Höhepunkt des Baumstellens war der flinke Benjamin Herrmann, der dieses Jahr die sportliche Aufgabe zu bewältigen hatte, mit Jonny die steile Leiter hochzuklettern und die Strohpuppe sicher zu befestigen.
SCHLUCHSEE
Gerade erst haben die Schluchseer ihren Bürgermeister Jürgen Kaiser wiedergewählt, da wird er samt Gemeinderat schon wieder abgesetzt. Fast keine Gegenwehr gab es gegen den Rathaussturm der Narren samt Schluchseer Narrenmusik und Blasiwälder Notenpflümler. Das Motto der Fasnet in Schluchsee heißt "Helden der Kindheit". Die Helden des Bürgermeisters waren Spiderman und Franz Beckenbauer. Daneben hat er auch"Heldinnen" seiner Kindheit. Er war vier Jahre alt, als die Glunkiwieble mit ihren gelben Haaren in Schluchsee geboren wurden. Es war Liebe auf den ersten Blick und eine davon hat er dann auch geheiratet. Was ihn in diesem Jahr besonders freut, "dass es die Riesenbühlgeister gibt erneut". Die Aufgabe der Glunkis soll sein "zu prüfen, wie kommen die Algen in den Schluchsee rein".
Für Narrenvater Tobias Mutter ist auch der Bürgermeister ein Held: "Die Wahl gewonnen bleibt er da, das freut uns Narren – ist doch klar". Der kleine Glunki wird ausgegraben, der Narrenbaum aus dem Schluchseer Wald in stolzer Länge von fast 30 Meter Länge wird von Glunkis, Bollimänkl und den auferstandenen Riesenbühlgeistern herangetragen und unter Anleitung von Richtmeister Tobias Kaiser von den Zimmermännern aufgerichtet.
BREITNAU
In Breitnau schickt der Bürgermeister sich selbst in die Wüste – nachdem er erfolgreich und nach sehr kurzer Amtszeit von den Schlappenflickern entmachtet wurde. Der Rathauschef nimmt’s gelassen und präsentiert sich frei nach dem Motto "Opulenter Reichtum" als Scheich, der schon einen Kamelritt in der Wüste plant. Aber eigentlich findet es Markus Kleiser zwischen Tannen und Wiesen schöner – und auch der legendäre Schlappiball am Fasnet Samschdig ist ein Grund, das Kamel wieder zu parken und zurück in den Wald zu kommen. Auch in Breitnau steht stolz der Narrenbaum, der in Rekordzeit in die Senkrechte gebracht wurde. Darauf ein kräftiges "Schlappi Schlappo!" Sophie Radix