Breisgau/Hochschwarzwald
Kreisforstamt beschreibt Situation des Waldes als dramatisch
Trockenheit, Schädlinge, Stürme: Es sind harte Jahre für den Wald. In einem Brief an Bürgermeister im Landkreis beschreibt der Leiter des Kreisforstamts das Ausmaß der Schäden.
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Der Borkenkäfer könne sich unter diesen Bedingungen sehr stark vermehren. Man gehe deshalb vom "höchsten Ausgangsbestand der letzten 20 Jahre" aus, so Gerecke. Neben Schäden an Fichten treten ihm zufolge inzwischen auch an Weißtannen Schäden durch Insekten auf. Die Baumart gilt als robust, doch die Dürre mache auch sie angreifbar. Auch die Buche sei "massiv von Trockenschäden betroffen".
Zu den Dürre- und Käferschäden sei im Februar das Sturmtief "Sabine" hinzugekommen. Dies habe vor allem im Hochschwarzwald zu massiven Schäden geführt. In manchen Forstbetrieben seien mehr als doppelt so viele Bäume vom Sturm umgeworfen worden, als sonst gefällt worden wären. Die Sturmholz-Aufarbeitung sei für die Forstbetriebe ein ungeheurer Kraftakt gewesen.
Durch die Sturmschäden komme viel Holz auf den Markt. Gleichzeitig gebe es coronabedingte Produktionsrücknahmen der Holzindustrie. Das habe massive Auswirkungen auf die Finanzen der Forstbetriebe. Frischholzhiebe seien eingestellt worden, Bäume aus Sturmholz-Aufarbeitung würden überwiegend zu Nasslagerplätzen gefahren. Viel Arbeit – wann daraus Erlöse entstünden, sei noch nicht abzusehen. Schadhölzer minderer Qualität würden mit Containern nach Asien verschickt. Die Erlöse deckten gerade die Aufarbeitungskosten. Es werde staatliche Beihilfen geben, aber wohl erst in der zweiten Jahreshälfte. Noch vor wenigen Jahren galt der Forst als Sparkasse der Gemeinde, dieses Jahr sei vielerorts zumindest mit einer schwarzen Null geplant worden. "Die prognostizierten Einnahmen werden entweder drastisch sinken, oder erst im Folgejahr realisiert werden können", schreibt Gerecke. Der Preisrückgang treffe alle Reviere.
Wie viel dieses Jahr noch für den Waldschutz getan werden müsse, sei schwer einzuschätzen. Das hänge vom Wetter ab – denn das beeinflusse, wie sich die Borkenkäferpopulation entwickle. "Zugleich wird die Schadholz-Aufarbeitung zwangsläufig auch Auswirkungen auf Erholung und Tourismus haben", sagt Gerecke. Denn es müsse ganzjährig mit Wegsperrungen gerechnet werden, da Bäume aus dem Wald geholt werden müssen. Soweit möglich, sollen Umleitungen für Waldbesucher ausgewiesen werden.
Seitens der Forstverwaltung werde alles daran gesetzt, kranke oder tote Bäume so schnell wie möglich aus dem Wald zu holen. "Das wird jedoch nicht in allen Fällen gelingen." Die Folge: Vor allem an unzugänglichen Lagen müssten abgestorbene Bäume stehen bleiben. Auch wenn von diesen Bäumen nach dem Ausflug der Borkenkäfer kein Risiko mehr ausgehe, "führt das zu einer Veränderung vertrauter Waldbilder. Damit werden Klima- und Witterungsextreme in der Landschaft sichtbar". Als Beispiel nennt Gerecke die Steilhänge im Höllental, hier seien tote Bäume als braune Stellen im Schwarzwald gut zu erkennen. "Auch dafür müssen wir gemeinsam um Akzeptanz und Verständnis werben."
Aus dem Landwirtschaftsministerium hieß es am Dienstag, dass eine zusätzliche Klimawandelprämie für die gebeutelten Wälder geprüft werde. Gesunde und naturnah bewirtschaftete Wälder mit den richtigen Baumarten seien im Kampf gegen den Klimawandel unverzichtbar, erklärte Forstminister Peter Hauk (CDU). Ruinöse Holzerlöse und hohe Aufarbeitungskosten führten aber dazu, dass viele Waldbesitzer bald nicht mehr in der Lage seien, ihre Wälder entsprechend zu pflegen. Dies müsse verhindert werden, denn Wälder seien für die Gesellschaft in vieler Hinsicht systemrelevant. Da die Schäden in Südbaden besonders groß seien, soll hier eine Modellregion entstehen, um an einer zukunftsfähigen Bewirtschaftung des Waldes zu arbeiten.
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