Amerika
Vor 100 Jahren starb der Show-Cowboy Buffalo Bill
Als Scout, Büffeljäger und im Kampf mit Ureinwohnern erlebte William Cody die Eroberung des amerikanischen Westens an vorderster Front. Die Eindrücke verarbeitete er als Buffalo Bill in einer berühmten Show.
, , 8194;, , 8194;, , 8194;, , 8197;, & 8197;Johannes Schmitt-Tegge
Di, 10. Jan 2017, 0:01 Uhr
Panorama
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Halbnackte Indianer mit Federn im Haar stampfen gebückt einen Tanz, Cowboys schwingen Lassos und bringen bockende Pferde zu Fall, ein weißbärtiger Mann zieht den Hut: Es ist Buffalo Bill, der "berühmteste Kundschafter der amerikanischen Geschichte, Idol des jungen Amerika", wie es in einer Filmaufnahme aus dem Jahr 1908 heißt. Vor 100 Jahren, am 10. Januar 1917, starb der Mann, der wie kein Zweiter das Bild des Wilden Westens prägte.
Als Buffalo Bill erzählte er von der Eroberung des amerikanischen Westens. Cody hatte ein Gespür für das Showbusiness des 19. Jahrhunderts. Der 1846 in einer Blockhütte in Iowa geborene Sohn eines Händlers und Landvermessers und einer Schullehrerin war ein begabter Reiter. Von jungen Jahren an soll er einigen Historikern zufolge für den Reiter-Postdienst Pony Express geritten sein. 1864 meldete er sich bei einem Kavallerieregiment in Kansas, um gegen die Südstaaten im Bürgerkrieg zu kämpfen. Cody versuchte sich auch als Kutscher und Gastwirt, ehe es den als furchtlos beschriebenen Abenteurer in die Weite zog. Zu Hause blieb er selten längere Zeit.
"Die Geburt des Wilden Westens als erfolgreiches Genre war zu großen Teilen ein Produkt von Persönlichkeit, dramatischem Scharfsinn und gutem Timing", schreibt Paul Fees, ehemaliger Kurator des Buffalo-Bill-Museums im US-Staat Wyoming, wo Cody einst lebte. Western-Shows wurden um 1880 populär. Cody, der die Presse für seine Zwecke zu nutzen wusste, machte sie als Kenner und Star des Westens perfekt, schreibt Fees.
Nachdem Cody die Büffeljagd eines russischen Großfürsten geleitet und für diesen besondere "Wildwest-Unterhaltung" organisiert hatte, etablierte er seine Show mit dem Titel "Buffalo Bill’s Wild West". Millionen Menschen erzählte er damit zwischen 1883 und 1913 von Abenteuern und Alltag, Kämpfen und Kultur der Pionierjahre. Cody habe die Eroberung des Westens "besser als jedes andere Medium seiner Zeit" in "klarer erzählerischer Form" in den jungen USA und im Ausland präsentiert, schreibt Fees. So wurde Buffalo Bill zum Wildwest-Cowboy schlechthin.
Der Erfolg seiner Spektakel, in der Reiter um die Wette galoppierten und Kunstschützen wie die weltbekannte Annie Oakley auftraten, war gewaltig. Sogar der legendäre Sioux-Stammeshäuptling Sitting Bull gastierte eine Saison in der Show, bald schaffte sie es zur britischen Königin Victoria, durch Europa und bis nach Asien. Besonders beliebt waren beim Publikum die fein choreographierten Kämpfe mit Ureinwohnern und Siedlern.
Mit der Wahrheit nahm Buffalo Bill es dabei nicht immer genau. Kein Wunder, dass seine klischeebeladenen Darstellungen im Stile kolonialer Völkerschauen, in denen Indianer meist die grausamen Schlächter waren, heutzutage oft kritisiert werden.
Trotz des Erfolgs seiner Show und seiner Investitionen in Viehwirtschaft, Berg- und Städtebau, die Filmindustrie und Tourismus warfen die meisten seiner Geschäfte zu Lebzeiten jedoch kaum Geld ab. William Cody ließ sich von seiner Frau scheiden, nur zwei der vier Kinder überlebten. Einer der berühmtesten Amerikaner ist er aus europäischer Sicht aber bis heute: Filme, Romane und TV-Serien wie "Bonanza" griffen Cody als Figur auf, sogar die Profi-Footballmannschaft "Buffalo Bills" aus dem Staat New York hat sich nach ihm benannt.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1917 erlebte Cody, wie das fast unberührte Land von Zäunen und Eisenbahnlinien durchzogen, wie Bisonherden dezimiert und wie Indianer in Reservate gedrängt wurden. Vielleicht lebte er auch deshalb zeitlebens als Einzelgänger, wie es in einer historischen Filmaufnahme von 1908 heißt: "Lang war es die Gewohnheit des alten Scouts, sich in Sternennächten für ein paar Stunden ins Freie davonzustehlen, allein."
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